Ruben Östlund

Triangle of Sadness (2022)

Regie: Ruben Östlund
Original-Titel: Triangle of Sadness
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Komödie, Satire
IMDB-Link: Triangle of Sadness


Ruben Östlund ist schon ein Schlingel. Knallt er uns eine bitterböse Satire nach der anderen hin, nach dessen Sichtung wir uns eigentlich verschämt ins Bett verkriechen sollten, so grauslich ist das Bild, das aus dem Spiegel starrt, und was macht die Filmwelt? Überschüttet ihn mit Preisen, wie zuletzt in Cannes, sodass er einfach weitermacht mit diesen Grauslichkeiten. Gut, mit dem vielgefeierten The Square konnte ich wenig bis gar nichts anfangen, dafür mochte ich „Höhere Gewalt“ umso mehr. Wenn einer das Animalische unter der glattgebügelten Oberfläche des wohlhabenden Anstands hervorkratzen kann, dann Östlund. Und diese Meisterschaft zeigt er nun auch in seinem neuen Film, eine derbe Satire über Reich&Schön, die sich auf einer Luxusyacht zur Luxuskreuzfahrt versammeln. Dort fallen bald die Fassaden, wenn der Seegang zunimmt und die Lage außer Kontrolle gerät. Der Film ist in drei Episoden unterteilt: In der ersten sieht man einen Beziehungsstreit des jungen, modischen Paars Carl und Yaya (Harris Dickinson und die viel zu früh verstorbene Charlbi Dean), der sich an einer Restaurantrechnung entzündet und sich zu einer Abrechnung mit Geschlechterrollen auswächst, in der zweiten dann die besagte Kreuzfahrt auf dem Schiff des dauerbesoffenen Kapitäns Thomas (Woody Harrelson, der sichtlich Spaß daran hat, den Besoffenen zu spielen), und in der dritten Episode schließlich ist das Kind in den Brunnen gefallen, die Würde liegt im heißen Sand begraben und Rollen kehren sich um. Man kann Östlund vorwerfen, dass er in seinen 2,5 Stunden etwas zu sehr mäandert und die Geschichte ausfransen lässt, doch halte ich entgegen, dass jede Minute dieser 2,5 Stunden dank des beißenden Humors, der die Geschichte wie ein roter Faden durchzieht, unterhaltsam ist. Ja, es ist ein Blick von oben herab, den Östlund auf uns armen Würstchen wirft, die versuchen, uns in einer konfusen Welt in zwar tradierten, aber ständig neu verhandelten Rollen zurechtzufinden, aber wenn das Ding so fetzt wie hier, sei ihm verziehen. Immerhin erbarmt sich Östlund dahingehend, dass er eben die Extrareichen und Extraschönen in die Misere reiten lässt, was immerhin die Möglichkeit eröffnet, sich davon ein wenig zu distanzieren. Max Frisch, auch so einer, der ständig die Rollen, die wir im Leben spielen, hinterfragt hat, hätte wohl auch seine diebische Freude an dem Chaos gehabt. Allerdings sei noch gewarnt: Ein Saumagen kann nicht schaden, möchte man den Film sichten.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

The Square (2017)

Regie: Ruben Östlund
Original-Titel: The Square
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Satire
IMDB-Link: The Square


Es ist Zeit für das legendäre Hans Huber-Zitat: „Die Schweeeeeeeeden, die sind ein ganz harter Brocken!“ Irgendwie trifft das ja auch auf Ruben Östlunds Goldene Palme-Gewinner „The Square“ zu. Denn einfache Filmkost sieht anders aus. Östlund geht bei seiner Satire rund um den Museumskurator Christian aufs Ganze. Ein Roundhousekick Chuck Norris’schen Ausmaßes gegen den intellektuellen Kulturbetrieb und die Verlogenheit der Menschen, wenn es um Moral und Nächstenliebe geht, soll es sein. Dafür wurde der Film überschwänglich gefeiert – inklusive Golden Globe-Nominierung und einem sicheren Platz auf der Liste der neun verbliebenen Filme, die für den Oscar für den besten fremdsprachigen Film in Frage kommen. Manche sagen auch, dass der Oscar in dieser Kategorie nur über Östlund gehen kann. Okay. Ich bin da skeptisch. Denn wenn man genau hinsieht, zeigt sich rasch, dass der Film mehr Schein als Sein ist. Es gibt viele denkwürdige Szenen wie beispielsweise jene, in der Terry Notary, einer der besten Affen-Imitatoren derzeit, als Kunstprojekt ein festliches Bankett sprengt, bis es zur Eskalation kommt. Und Claes Bang als Christian spielt wunderbar. Aber die Einzelteile fügen sich nicht zu einem stimmigen Film zusammen. Der manchenorts geäußerten Kritik, dass es sich um Stückwerk handle und Ruben Östlund auch zu zynisch mit seinen Figuren umginge, kann ich mich durchaus anschließen. Ich kann mich nicht ganz dem Eindruck verschließen, dass es sich hierbei um „L’art pour l’art“ handelt, und genau das, was der Film selbst anzuprangern versucht, diese hintergründige Substanzlosigkeit der intellektuellen Szene, auch auf den Film selbst zutrifft. Es wirkt ein wenig, als ob Östlund hier einfach zeigen wollte, welch toller, smarter und sozialkritischer Filmemacher er ist. Und das ist schade, denn „The Square“ hätte durchaus gute Ansätze.


5,5
von 10 Kürbissen

(Foto: Filmladen)