Sam Mendes

James Bond 007: Spectre (2015)

Regie: Sam Mendes
Original-Titel: Spectre
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Spectre


Alle Vorzeichen des vierten James Bond-Abenteuers mit Daniel Craig in der Titelrolle standen auf Grün: Mit Sam Mendes war der Regisseur des grandiosen Vorgängerfilms Skyfall wieder mit an Bord, Christoph Waltz war als Bösewicht gecastet, Monica Bellucci durfte mal den Altersschnitt der Bond-Girls etwas anheben und die reiferen Schönheiten repräsentieren, die Story sollte alle Fäden der vorigen Filme zusammenführen, kurz: „Spectre“ sollte ein Volksfest für Bond-Aficionados werden. Doch wie so oft im Leben halten die tatsächlichen Ereignisse der Erwartungshaltung nicht stand. Es verhält sich ungefähr wie beim Besuch des Louvre, um endlich mal die Mona Lisa zu sehen: Im Vorfeld denkt man schon voller Vorfreude daran, wie einen die mysteriöse Dame anlächeln wird, während man über man DaVincis Genie kontempliert, doch dann latscht du erst mal stundenlang durch Gemäldegalerien, bis die Füße schmerzen, stehst am Ende vor einer riesigen Menschentraube, und außer Selfie-Sticks siehst du nichts. Man wollte halt einfach zu viel. Und ganz ehrlich: Die anderen Gemälde, die man im Vorbeihasten nur flüchtig mit Blicken gestreift hat, wären eh interessanter gewesen. So ist das eben auch bei „Spectre“. Der Film möchte alles Dagewesene in Sachen James Bond toppen und wird von Sam Mendes als pompöses Eventkino aufgezogen, doch es ist von allem ein bisschen zu viel. Zu viel Action, zu viel Drama, zu viele Verwicklungen und Verstrickungen, die einem per deus ex machina anspringen – das alles ist nicht rund. Und Christoph Waltz? Der ist tatsächlich verschenkt. So ist „Spectre“ unter den ersten vier Daniel Craig-Bonds trotz Vorschusslorbeeren der schwächste Film. Natürlich ist er immer noch unterhaltsam, aber es fehlt ihm an eigenständigen Charakter, was die Vorgängerfilme allesamt noch aufwiesen – selbst der nicht gänzlich geglückte Ein Quantum Trost.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by jonathan olley – © SPECTRE2015 Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc., Danjaq, LLC and Columbia Pictures Industries, Inc., Quelle http://www.imdb.com)

James Bond 007: Skyfall (2012)

Regie: Sam Mendes
Original-Titel: Skyfall
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Skyfall


Da haben wir ihn nun: Den besten James Bond-Film, der jemals gedreht wurde. Meine völlig subjektive Meinung, und das voller Ehrfurcht vor Sir Sean Connery und den Klassikern wie „Liebesgrüße aus Moskau“ oder „Goldfinger“. Aber ganz ehrlich: „Skyfall“ ist ein perfekter Actionfilm mit einem Daniel Craig, der nun endgültig in seine epische Rolle als Geheimagent mit der Lizenz zu töten hineingefunden hat, und der sich einem großartigen Schurken entgegenstellen muss. Javier Bardem, der mit schlechtem Haarschnitt einfach unfassbar creepy wirkt (siehe „No Country for Old Men“ und nun auch wieder hier in „Skyfall“), spielt sich die Seele aus dem Leib und lässt einen damit sogar Mads Mikkelsen vergessen. Und Spoiler vorab: Selbst Christoph Waltz, der ja schon mehrfach bewiesen hat, wie gut ihm Oberschurken gelingen, sieht im nachfolgenden „Spectre“ blass gegen Bardem aus. Der Rest des Films ist exzellent inszenierte Action und eine Story, der man tatsächlich mal gebannt folgen kann (eine Ausnahme in der James Bond-Filmreihe). Denn hier wird’s ausnahmsweise persönlich – der Schurke möchte nicht bloß einfach die Welt ins Nirwana bomben, sondern hat eine nachvollziehbare Agenda und genug Charisma, um auch Verständnis beim Zuseher zu erzeugen. In mehreren Aspekten weicht „Skyfall“ von der üblichen Bond-Formel ab, und das tut dem Film sichtlich gut. Zum Beispiel wird das übliche Bond-Girl (Bérénice Marlohe) hier schon fast schmerzhaft beiläufig abgehandelt. James Bond hat in diesem Film nun mal andere Prioritäten, auch wenn sich ein Quickie unter der Dusche schon noch ausgeht. Stattdessen schlüpft Dame Judi Dench als M in die zentrale weibliche Rolle des Films und liefert einige wirklich denkwürdige Momente. „Skyfall“ ist ein harter Film mit Untiefen, der den eleganten Kuschel-Bond Pierce Brosnan endgültig in die Versenkung verschwinden lässt. Wie gesagt, für mich der beste Film der Reihe.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Francois Duhamel – © 2012 – Danjaq, LLC, United Artists Corporation, Columbia Pictures Industries, Inc., Quelle http://www.imdb.com)

1917 (2019)

Regie: Sam Mendes
Original-Titel: 1917
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Kriegsfilm, Drama
IMDB-Link: 1917


Einer der ganz großen Oscar-Favoriten dieses Jahr ist Sam Mendes‘ Kriegs-Drama „1917“. Bei den Golden Globes zweifach ausgezeichnet als bestes Drama und für die beste Regie darf sich der Film bei den Oscars Chancen in gleich 10 Kategorien ausrechnen. Und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn nicht zumindest die Kameraarbeit von Roger Deakins und die Ausstattung ausgezeichnet werden würden. Denn handwerklich ist dieser Film nicht nur der beste des Jahres, sondern gar als visionär zu bezeichnen. Roger Deakins, davor bereits 14 Mal für den Oscar nominiert (bei einer Auszeichnung für Blade Runner 2049) ist auf dem Höhepunkt seines Schaffens. In gefühlter Echtzeit und als One-Shot fürs Auge konzipiert (beides nur eine Illusion, aber eine verdammt gut gemachte) folgt die Kamera zwei Soldaten, die eine prekäre Botschaft zu übermitteln haben. Gelingt es ihnen nicht, durch Feindesland diese Botschaft rechtzeitig zu überbringen, werden 1.600 britische Soldaten in einem Hinterhalt gemetzelt. Sehenswert an dem Film (neben seiner überragenden technischen Umsetzung) ist vor allem seine Konsequenz. Die begleitende Kamera kommentiert nichts, sondern hält einfach nur fest: das Grauen, die Momente der Angst und Anspannung, aber auch die ruhigen Momente, wenn es einfach nur darum geht, von A nach B zu gelangen, und vor allem aber das Glück, das man manchmal auch braucht. Viele Situationen, die ich zunächst als Deus ex Machina im Verdacht hatte, entpuppen sich bei gründlicher Reflexion darüber einfach nur als Masel, das man braucht, um so einen Irrsinn wie einen Krieg überleben zu können. Dabei sind in „1917“ kaum Gefechte zu sehen. Der Tod kann hinter jeder Ecke lauern, dafür braucht es keinen Sturmlauf durch feindliches Kreuzfeuer. Einige Ungereimtheiten in der Handlung bleiben. Warum wird zum Beispiel nur ein einziges Team von zwei jungen Soldaten geschickt, um diese enorm wichtige Botschaft zu übermitteln? Warum sendet man nicht mehrere Teams zu unterschiedlichen Zeiten und auf verschiedenen Routen los? Aber von diesen kleineren Schwächen im Drehbuch abgesehen ist „1917“ eine Erfahrung, die man gemacht haben sollte, aber aufgrund ihrer Eindringlichkeit und Intensität nicht unbedingt wiederholen möchte. Und das ist vielleicht das Beste, was man über einen Kriegsfilm generell sagen kann.


8,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle imdb.com)