Satire

Tucker and Dale vs. Evil (2010)

Regie: Eli Craig
Original-Titel: Tucker and Dale vs. Evil
Erscheinungsjahr: 2010
Genre: Satire, Komödie, Horror
IMDB-Link: Tucker and Dale vs. Evil


Einige College-Kids machen Urlaub in einem entlegenen Wald. Was als unschuldiger Abenteuerurlaub beginnt, endet genregerecht in einem Gemetzel. Mitten drin statt nur dabei: Die beiden Hillbillies Tucker und Dale (Alan Tudyk und Tyler Labine), die mit Sensen und Kettensägen bewaffnet den Jugendlichen nachstellen. Was die Kids halt nicht wissen: Die beiden Rednecks sind ausgesprochen gutmütige und nette Zeitgenossen, die nur helfen wollen, doch irgendwie klebt ihnen das Pech an ihnen, und so schnalzt der Bodycount rapide in die Höhe. „Tucker and Dale vs. Evil“ ist ein erzählerischer Geniestreich. Grandios wird das Genre der Teenie-Slasher-Filme auf den Kopf gestellt. Tudyk und Labine spielen das ahnungslose Duo, das ständig über neue Leichen stolpert, warmherzig und saukomisch. Nicht nur optisch, sondern auch in Sachen Sympathiewerten werden Erinnerungen an Terence Hill & Bud Spencer wach, doch während die beiden Italowestern-Helden die Coolness für sich gepachtet haben, überzeugen Tudyk und Labine durch ein komödiantisches Timing, das zu hysterischen Lachanfällen beim Publikum sorgt. Und nie waren verschwitzte, verdreckte Landeier feinfühliger und gutherziger als diese beiden, was den Kontrast zu dem blutigen Gemetzel noch stärker hervortreten lässt. Im letzten Drittel geht dem Film ein wenig die Luft aus, doch bleibt „Tucker and Dale vs. Evil“ eine glasklare Empfehlung für Freunde der überdrehten Unterhaltung.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Dan Power – © Hillbilly Hero Productions Ltd., Quelle http://www.imdb.com)

The Menu (2022)

Regie: Mark Mylod
Original-Titel: The Menu
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Komödie, Satire, Thriller
IMDB-Link: The Menu


Für die Haute Cuisine muss man schon ein wenig einen Klescher haben, einen Poscher, eine Schraube locker (Übersetzung für die nördlichen Nachbarn). Da blecht man Hunderte von Euros, nur um zu essen. Aber ehrlicherweise: Wenn man einmal in den Genuss eines solchen Weltklassemenüs gekommen ist, kann man die Faszination dahinter nachvollziehen, denn plötzlich wird Essen zur Kunstform, und man trifft auf Geschmackskombinationen, die einem bislang völlig unbekannt waren. Würde ich das regelmäßig machen wollen? Nein. Dazu wäre mir das Geld zu schade. Doch hätte ich das Geld so locker sitzen wie die Gäste des fiktiven Nobelrestaurants Hawthorn, idyllisch auf einer einsamen Insel gelegen, würde ich mir das wohl öfter gönnen. Für Tyler (Nicholas Hoult), Fanboy der Haut Cuisine und großer Verehrer von Küchenchef Julian Slowik (Ralph Fiennes), geht ein Traum in Erfüllung, als er einen der begehrten Plätze zu einem Abendessen im Hawthorn ergattert. Seine Begleitung Margot (Anya Taylor-Joy) ist weniger beeindruckt, aber die junge Dame zieht mit und lässt sich vom enthusiastischen Tyler in die geheimnisvolle Welt der Spitzengastronomie einführen. In diesem Sinne fungiert das junge Paar als Tourguides für das außenstehende Publikum. Julian Slowik erweist sich schon bald als genialer, aber exzentrischer Kontrollfreak, der sein Menü bis ins kleinste Detail durchgeplant hat. Und er hat die eine oder andere Überraschung in petto. Bald schon sind die Gäste ins Abendessen involvierter, als sie sich das jemals hätten erträumen können. „The Menu“ ist ein bitterböser, schwarzhumoriger Film über das Ausloten und Überschreiten von Grenzen in einer Welt, die auf Extreme ausgerichtet ist. Wehe, dir brennt als Haubenkoch einmal die Suppe an – die Karriere ist ruiniert. Diese Extreme greift Mark Mylod in seinem Film auf und spielt sie bis zum bitteren Ende weiter. „The Menu“ ist einer der seltenen Filme, die sich auf abwegige Pfade begeben und sich dabei selbstbewusst auf ihre Wirkung verlassen, ohne ihre Handlung bis ins Detail erklären zu wollen. Ob satirische Allegorie auf die Verschwendungssucht unserer Zeit, zynischer Kommentar auf die Scheinwelt von Reich und Schön oder einfach eine schwarzhumorige Horrorkomödie – was auch immer das Publikum daraus mitnehmen möchte, bleibt den Zusehern überlassen. Angelegt ist alles, der Rest freie Interpretation und persönlicher Zugang. Und das finde ich großartig.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Photo Credit: Eric Zachanowich/Eric Zachanowich – © 20th Century Studios. All Rights Reserved. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Clueless – Was sonst! (1995)

Regie: Amy Heckerling
Original-Titel: Clueless
Erscheinungsjahr: 1995
Genre: Komödie, Satire, Liebesfilm
IMDB-Link: Clueless


Es gibt Filme, die zünden nicht beim ersten Ansehen, sondern es braucht ein paar Durchläufe. Fand ich „Clueless“ als Teenager noch mäßig unterhaltsam, kann ich diese Perle erst jetzt im zarten Alter von 40 Jahren so richtig schätzen. Aber gut, als Teenager ist man sowieso erst mal anti, egal, worum es geht. Außer man ist so reich und gut behütet wie Cher (Alicia Silverstone), dann ist man auch cool ohne aufmüpfige Attitüde. Das Geldbörserl richtet es. Und so kann die liebe Cher den ganzen Tag lang mit ihrer besten Freundin Dionne shoppen oder den Neuzugang der Schule (die viel zu früh verstorbene Brittany Murphy) in die wichtigen Belange des Lebens einführen, nämlich die Frage, welches Shirt man mit welchem Rock kombiniert. Doch etwas nagt schon an der beliebten Cher: Während ihre Freundinnen schon in den Genuss sexueller Ekstase gekommen sind, ist sie selbst noch Jungfrau, Die Versuche, dies zu ändern, erweisen sich zunächst als wenig erfolgreich. Und auch ihr Irgendwie-Stiefbruder Josh (Paul Rudd, dieser Vampir, der im Jahr 2022 genauso aussieht wie 1995), der Sohn einer Frau, mit der Chers Vater kurz mal verheiratet war, trägt zu den dunklen Wolken an ihrem Himmel bei, weiß der smarte Weltverbesserer ihre tief liegenden Probleme nicht richtig zu würdigen. Auf den ersten Blick ist „Clueless – Was sonst!“ von Amy Heckerling eine überdrehte Teenager-Komödie über eine verzogene Göre. Tatsächlich ist der Film aber so viel mehr. Er ist saukomisch, temporeich erzählt und hat trotz aller Oberflächlichkeit sein Herz am rechten Fleck. Am Ende zählen halt nur die echten Gefühle, und die siegen immer über den Kommerz. Halleluja! Und jetzt mach‘ ich ’n Schuh.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1995 Paramount HE. All rights reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Der Gott des Gemetzels (2011)

Regie: Roman Polanski
Original-Titel: Carnage
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Komödie, Satire
IMDB-Link: Carnage


Obacht, jetzt kommt eine Liebeserklärung. „Der Gott des Gemetzels“ von Roman Polanski, basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück von Yasmine Reza, ist ein brillantes Beispiel dafür, wie wenig es braucht, um einen herausragenden Film zu drehen: Eine Wohnung, vier gigantische Schauspieler:innen (Jodie Foster, Kate Winslet, John C. Reilly und Christoph Waltz) und ein messerscharfes Drehbuch, das die menschliche Natur mit unglaublicher Komik seziert und zur Schau stellt. Zwei Elternpaare treffen sich nach einem Streit ihrer Söhne, bei dem der eine dem anderen mit einem Stock zwei Zähne ausgeschlagen hat. Natürlich ein unangenehmer Vorfall, doch beide Seiten bemühen sich um einen zivilisierten Umgang mit der Geschichte. Ein Schreiben wird verfasst, in dem der Vorfall geschildert wird, und dann sind Nancy und Alan schon bei der Tür raus – man hat das geregelt, wie Erwachsene solche Angelegenheiten eben regeln. Doch das ist erst der Auftakt für ein Kammerspiel, das mit doppelten Böden und unter dem Deckmantel der Höflichkeit ausgetauschten Gehässigkeiten die Spannungsschraube immer fester dreht, bis schließlich alle Nerven blank liegen, jeder auf jeden losgeht und alle Fassaden fallengelassen werden. Hier prallen unvereinbare Werte aufeinander, und Spannungen in den Beziehungen werden nach draußen getragen. Dass dieses Meisterwerk des abgründigen Humors bei den Oscars dermaßen übergangen wurde, ist eine Schande. Ob Winslet, Foster, Reilly oder Waltz – alle hätten Oscarnominierungen bzw. auch Oscargewinne verdient. Ein besseres Ensemble wird man kaum finden.


9,5 Kürbisse

(Bildzitat:© 2011 – Sony Pictures Classics, Quelle http://www.imdb.com)

Triangle of Sadness (2022)

Regie: Ruben Östlund
Original-Titel: Triangle of Sadness
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Komödie, Satire
IMDB-Link: Triangle of Sadness


Ruben Östlund ist schon ein Schlingel. Knallt er uns eine bitterböse Satire nach der anderen hin, nach dessen Sichtung wir uns eigentlich verschämt ins Bett verkriechen sollten, so grauslich ist das Bild, das aus dem Spiegel starrt, und was macht die Filmwelt? Überschüttet ihn mit Preisen, wie zuletzt in Cannes, sodass er einfach weitermacht mit diesen Grauslichkeiten. Gut, mit dem vielgefeierten The Square konnte ich wenig bis gar nichts anfangen, dafür mochte ich „Höhere Gewalt“ umso mehr. Wenn einer das Animalische unter der glattgebügelten Oberfläche des wohlhabenden Anstands hervorkratzen kann, dann Östlund. Und diese Meisterschaft zeigt er nun auch in seinem neuen Film, eine derbe Satire über Reich&Schön, die sich auf einer Luxusyacht zur Luxuskreuzfahrt versammeln. Dort fallen bald die Fassaden, wenn der Seegang zunimmt und die Lage außer Kontrolle gerät. Der Film ist in drei Episoden unterteilt: In der ersten sieht man einen Beziehungsstreit des jungen, modischen Paars Carl und Yaya (Harris Dickinson und die viel zu früh verstorbene Charlbi Dean), der sich an einer Restaurantrechnung entzündet und sich zu einer Abrechnung mit Geschlechterrollen auswächst, in der zweiten dann die besagte Kreuzfahrt auf dem Schiff des dauerbesoffenen Kapitäns Thomas (Woody Harrelson, der sichtlich Spaß daran hat, den Besoffenen zu spielen), und in der dritten Episode schließlich ist das Kind in den Brunnen gefallen, die Würde liegt im heißen Sand begraben und Rollen kehren sich um. Man kann Östlund vorwerfen, dass er in seinen 2,5 Stunden etwas zu sehr mäandert und die Geschichte ausfransen lässt, doch halte ich entgegen, dass jede Minute dieser 2,5 Stunden dank des beißenden Humors, der die Geschichte wie ein roter Faden durchzieht, unterhaltsam ist. Ja, es ist ein Blick von oben herab, den Östlund auf uns armen Würstchen wirft, die versuchen, uns in einer konfusen Welt in zwar tradierten, aber ständig neu verhandelten Rollen zurechtzufinden, aber wenn das Ding so fetzt wie hier, sei ihm verziehen. Immerhin erbarmt sich Östlund dahingehend, dass er eben die Extrareichen und Extraschönen in die Misere reiten lässt, was immerhin die Möglichkeit eröffnet, sich davon ein wenig zu distanzieren. Max Frisch, auch so einer, der ständig die Rollen, die wir im Leben spielen, hinterfragt hat, hätte wohl auch seine diebische Freude an dem Chaos gehabt. Allerdings sei noch gewarnt: Ein Saumagen kann nicht schaden, möchte man den Film sichten.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Wag the Dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt (1997)

Regie: Barry Levinson
Original-Titel: Wag the Dog
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Satire, Politfilm
IMDB-Link: Wag the Dog


Der Anlass für diesen Re-Watch ist ein trauriger, denn vor wenigen Tagen schied die talentierte Schauspielerin Anne Heche nach einem von ihr verursachten Unfall aus dem Leben. „Wag the Dog“ von Barry Levinson ist in meinen Augen der beste Film, in dem sie je mitgewirkt hat. Und auch unabhängig von ihrem tragischen Tod sollte man dieser Tage mal wieder einen genaueren Blick auf diesen machen. Was Barry Levinson und die Autoren Mitte der 90er-Jahre vorweggenommen haben, ist nicht weniger als die politische Realität unserer Zeit, in der bei Bekanntwerden schlechter Nachrichten prominente Kettenhunde der Parteien ausziehen, um möglichst effektive Nebelgranate zu zünden, die von dem eigentlichen Problem ablenken. Das ist gelebte Praxis, und wir in Österreich sitzen diesbezüglich leider erste Reihe fußfrei, um diesen ganzen Scheiß mitanzusehen. Diese Praxis noch gewürzt mit Fake News, und wir haben die politische Unkultur unserer Zeit auf den Punkt gebracht. „Wag the Dog“ war bei seinem Erscheinen vor 25 Jahren noch eine bitterböse Satire. Heute könnte der Film fast schon als Lehrstück über die politische Realität durchgehen. Der Inhalt: Da der Präsident der Vereinigten Staaten nicht einmal zwei Wochen vor der möglichen Wiederwahl über ein Schulmädchen stolpert, muss besagte Nebelgranate her. Auftritt Conny Brean (Robert De Niro), der als Troubleshooter für Ablenkung sorgen soll. Zusammen mit der Beraterin des Präsidenten, Winifred Ames (Anne Heche), und dem preisgekrönten Hollywood-Produzenten Stanley Motss (Dustin Hoffman) inszeniert er nicht weniger als einen fiktiven Krieg gegen Albanien. Der Zynismus trieft hier aus allen Poren. Jedes Mittel ist recht in der Politik und in Hollywood, um ans Ziel zu gelangen. Ob das Ziel erstrebenswert oder zumindest moralisch in Ordnung ist, fragt hier niemand. Bezeichnend, dass Motss gegen Abschluss der Fake News-Kampagne von der besten Arbeit seines Lebens spricht. Damals, als ich den Film zum ersten Mal vor etwa zwanzig Jahren sah, fand ich ihn grandios. Heute halte ich ihn – mit Schaudern – für prophetisch.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1997 New Line Cinema, Quelle http://www.imdb.com)

Galaxy Quest – Planlos durchs Weltall (1999)

Regie: Dean Parisot
Original-Titel: Galaxy Quest
Erscheinungsjahr: 1999
Genre: Komödie, Satire, Science Fiction, Action
IMDB-Link: Galaxy Quest


Bei Grabthars Hammer – an dem Film scheiden sich die Geister. Für die Einen ist diese unverblümte Raumschiff Enterprise-Parodie (inklusive stilechter Papplandschaften) eine erfrischende, lustige Satire mit einer großartigen Besetzung, die sichtlich Spaß hat an der Sache, für die Anderen ist der Film doof und unlustig und rückt viel zu sehr Sigourney Weavers Brüste in den Fokus. Ich bekenne: Ich gehöre zur ersten Fraktion. Ich mochte den Film schon mit der ersten Sichtung als Jugendlicher, und daran hat sich nichts geändert. Ich lachte vielleicht mit fast 40 über andere Stellen, aber ich lache trotzdem. Die Story: Die Darsteller einer allmählich in Vergessenheit geratenen Science Fiction-Serie geraten auf einer Comic Convention an Außerirdische, die die Fernsehübertragungen erhalten haben und glauben, dass alles darin echt sei, und die Crew des Raumschiffes ihnen helfen kann, einen Krieg gegen böse Unterdrücker zu gewinnen. Natürlich dauert es eine Weile, bis a) die Schauspieler begreifen, dass sie für echt gehalten werden und b) die Außerirdischen begreifen, dass sie sich vielleicht die falsche Hilfe gesucht haben. Die Slapstick-Szenen, die daraus resultieren, sind rasend komisch. „Galaxy Quest“ ist keine anspruchsvolle Komödie, sie ist zuweilen etwas einfach gestrickt und derb, aber die Chemie zwischen allen Darsteller:innen stimmt, der Film ist keinen Moment langweilig und die Parodie auf Star Trek mehr als gelungen. Vor allem Tim Allen als sich selbst maßlos überschätzender Hauptdarsteller/Captain macht seine Sache sehr gut, aber ihm steht mit der schon angesprochenen Sigourney Weaver, Alan Rickman, Tony Shalhoub, Sam Rockwell und Daryl Mitchell eine hochkarätige Crew zur Seite, die alle ihre komödiantischen Momente haben. Kurz zusammengefasst: „Galaxy Quest“ ist vielleicht der unterhaltsamste Star Trek-Film.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 1999 Paramount HE, Quelle http://www.imdb.com)

Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? (2008)

Regie: Ethan und Joel Coen
Original-Titel: Burn After Reading
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Komödie, Satire, Thriller, Krimi
IMDB-Link: Burn After Reading


Wenn Joel und Ethan Coen rufen, kommen sie alle. Und so versammelt „Burn After Reading“ nicht weniger als fünf Oscar-Preisträger:innen (Frances McDormand, Tilda Swinton, George Clooney, Brad Pitt und J.K. Simmons), und auch John Malkovich und Richard Jenkins waren schon für den wichtigsten Schauspielpreis nominiert. Bei so viel geballter Schauspielkunst und einem in bester Coen-Manier abgefahrenem Drehbuch kann nicht viel schiefgehen. Und so ist „Burn After Reading“ vielleicht nicht der bedeutendste Wurf der Coen-Brüder, aber rasend komisch und sehr unterhaltsam. Die Story ist eine für die Coens typische Verwechslungsgeschichte voller Zufälle, die durch unklug handelnde Protagonisten hochgeschaukelt werden bis zum großen Finale. Eigentlich wollte der gerade gefeuerte CIA-Analyst Osbourne Cox (John Malkovich) einfach in Ruhe (und im Suff) seine Memoiren schreiben. Die CD mit seinen Recherchen und Unterlagen landet aber zufällig beim debilen Fitnesstrainer Chad (Brad Pitt) und seiner naiven Kollegin Linda (Frances McDormand). Als die beiden beschließen, den Besitzer der CD ausfindig zu machen, und versuchen, ihn zu erpressen, laufen die Dinge natürlich so gehörig aus dem Ruder, wie es sich für eine aberwitzige Komödie gehört. Mittendrin auch noch der notorische Schwerenöter und Paranoiker Harry (George Clooney), dessen Liebhaberin Katie (Tilda Swinton), die praktischerweise auch noch die Ehefrau des bestohlenen Analysten Ozzie Cox ist, und ein sichtlich ahnungsloser und mit der Situation hoffnungslos überforderter CIA-Chef (J.K. Simmons). Überhaupt sind die (kurzen) Szenen, in denen sich die CIA einen Reim auf den ganzen Irrsinn zu machen versucht, die lustigsten des Films. Wie gesagt – eine freche, saukomische und intelligente Komödie, die auch bei der wiederholten Sichtung großen Spaß macht.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2008 – Focus Features., Quelle http://www.imdb.com)

Mel Brooks‘ Spaceballs (1987)

Regie: Mel Brooks
Original-Titel: Spaceballs
Erscheinungsjahr: 1987
Genre: Komödie, Satire, Science Fiction
IMDB-Link: Spaceballs


Willkommen in meiner Kindheit! Was habe ich mich zerkugelt über die Abenteuer von Lone Starr (Bill Pullman) mit seinem getreuen Möter, halb Mensch, halb Köter Waldi (John Candy) bei dem Versuch, die eingebildete Prinzessin Vespa (Daphne Zuniga) aus den Klauen der bösen Spaceballs (Rick Moranis als Lord Helmchen und Mel Brooks himself als Präsident Skroob) zu befreien. Ich hätte damals wohl einen ganzen Tag nur mit Spaceballs-Zitaten bestreiten können. „Durchkämmt die Wüste!“, „Möge der Saft mit dir sein!“, „Ich wusste es. Ich bin von Arschlöchern umgeben.“ und so weiter. Für mich war diese Parodie auf die Star Wars-Filme, die ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal kannte, der witzigste Film aller Zeiten. Nun, im aktuellen Alter wiedergesehen muss ich sagen, dass entweder der Zahn der Zeit entweder dem Film oder mir nicht allzu gut getan hat. Die Gags bringen mich auch heute noch zum Schmunzeln, doch ist da mittlerweile viel Sentimentalität dabei. Würde ich den Film heute zum ersten Mal sehen, müsste ich wohl zu einer niedrigeren Bewertung greifen. Denn objektiv betrachtet, ist die Gagdichte zwar hoch, aber leider gehen viele dieser Witze auch daneben, da sie zu albern, zu klamaukig, zu weit unter der Gürtellinie sind und sich zum Teil auch wiederholen. Echte Schmankerl sind immer noch die Instant-Videokassetten („Wann ist jetzt?“ – „Jetzt ist jetzt!“), die zunehmend verzweifelten Versuche des Pfarrers, Prinzessin Vespa unter die Haube zu bringen, oder der von Michael Winslow gespielte Radartechniker und seine Geräusche. Der Rest der 7-Kürbis-Bewertung speist sich aus den Lachanfällen, die ich in meiner Kindheit hatte. So wird der Film für mich auch die nächsten drei Jahrzehnte funktionieren, und zu dieser Bewertung kann ich mit ruhigem Gewissen stehen – aber würde ich den Film jemanden, der ihn noch nicht kennt, uneingeschränkt empfehlen? Das wäre ernsthaft zu hinterfragen.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: © Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc., Quelle http://www.imdb.com)

The Interview (2014)

Regie: Evan Goldberg und Seth Rogen
Original-Titel: The Interview
Erscheinungsjahr: 2014
Genre: Satire
IMDB-Link: The Interview


Wenn ein Film beinahe zu einer Staatskrise und zumindest zu Verstimmungen zwischen zweier Staaten führt, hat er entweder sehr viel richtig oder sehr viel falsch gemacht. Im Falle von „The Interview“, einer grellen Satire von Evan Goldberg und Seth Rogen mit Letzterem in einer der beiden Hauptrollen neben einem komplett überdrehten James Franco, lässt sich nicht so leicht beurteilen, auf welche Seite das Pendel ausschlägt. Denn viele Szenen sind schlicht grandios und (aber)witzig, werden aber im nächsten Moment von wirklich misslungenen Gags unter der Gürtellinie torpediert. Man kann den Film durchaus als bipolar bezeichnen. Zwei Gesichter zeigt auch der von Randall Park gespielte nordkoreanische Diktator Kim Jong-un, dem es an den Kragen gehen soll. Denn der debile Boulevardreporter und sein Produzent, die die einmalige Chance eines Interviews mit Kim Jong-un erhalten, sollen im Auftrag der CIA denselben mittels Verabreichung eines hochdosierten Giftes über den Jordan befördern, bekommen aber Zweifel (zumindest der debile Möchtegern-Starreporter), als sich der Diktator als überraschend zugänglich und jovial zeigt. Und eine Einladung, in einem Panzer ein paar Runden zu drehen, dabei Katy Perry zu hören und Bäume in die Luft zu sprengen, schlägt man nicht gerne aus. Also wird die Mission deutlich komplizierter, als sie zu Beginn ohnehin schon geklungen hat. „The Interview“ lebt von seiner frechen Grundidee und ein paar wirklich bösen Hieben gegen die nordkoreanische Diktatur sowie einem sympathisch spielenden Seth Rogen, verhaut es sich aber, indem er den Regler zu weit aufdreht. Subtilität ist nicht die Sache des Films. Vor allem James Franco personifiziert das Problem, das der Film mit seinem schrillen Zugang hat. Immerhin unterhält der Film recht kurzweilig, und ein paar herzhafte Lacher sind auch dabei. Allerdings kann er auch als Musterbeispiel für verschenktes Potential herhalten.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Ed Araquel – © 2013 CTMG, Inc., Quelle http://www.imdb.com)