Science Fiction

Ant-Man and the Wasp: Quantumania (2023)

Regie: Peyton Reed
Original-Titel: Ant-Man and the Wasp: Quantumania
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Science Fiction, Action
IMDB-Link: Ant-Man and the Wasp: Quantumania


Das Marvel-Universum bietet eine seltsame Tierwelt. Da gibt es Spinnenmenschen, Schwarze Witwen, Bestien, Panther und eben auch einen Ameisenmenschen. Der macht sich gerne kleiner, als er ohnehin schon ist. Netter ist es ja auch, Auszeichnungen als „Angestellter des Jahrhunderts“ entgegenzunehmen und seine eigene Biografie zu signieren. Die Helden-Drecksarbeit dürfen gerne andere machen. Wenn einem die eigene Tochter die Ambitionslosigkeit an den Kopf wirft, wer kann es ihr verübeln? Durch ein schiefgelaufenes Experiment landen aber Ant-Man, seine Tochter, seine Partnerin und deren Eltern in einer Quantenwelt außerhalb von Raum und Zeit, ein Universum im Universum, und recht schnell wird klar, dass die Suche nach dem Heimweg nicht das einzige Abenteuer bleibt, das der Familienverband bestehen muss. Zwischenzeitlich müssen auch innerfamiliäre Differenzen ausgeräumt werden, wenn zum Beispiel Papa Ameise erfährt, dass seine Herzallerliebste, die selbst jahrzehntelang in der Quantenwelt verschollen war, dort nicht untätig geblieben und auf ihre Rettung gewartet hat. Bill Murray, mal wieder mit einem Kürzest-Auftritt, der allein schon ausreicht, um einen Film zu veredeln, kann ein Lied davon singen. Oder aber auch der Rivale, der am Horizont auftaucht und es den Helden der Avengers in den nächsten Filmen wohl schwermachen wird. „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“, das dritte Abenteuer von Paul Rudd und Evangeline Lilly unter der Regie von Peyton Reed, mag das Comichelden-Kino nicht neu erfinden und tut, was es tun soll: Den Auftakt zur nächsten Phase des Marvel Cinematic Universe einläuten und den neuen Hauptbösewicht vorstellen. Dass der Film aber so gemischt aufgenommen wird, ist aber nur schwer nachvollziehbar. Denn als spaciges Helden-Abenteuer im exotischen Setting mit grandioser Besetzung macht der neueste Ant-Man-Film vieles richtig. Teils wirkt er so, als hätte Peyton Reed einfach mal Lust gehabt, das kreative Creature Design der Star Wars-Filme in ein knallbuntes Universum zu packen und dieses mit einer guten Prise Humor zu würzen. Und ganz ehrlich: Das ist nicht die schlechteste Ausgangsbasis für einen Film. Wo man ein bisschen meckern darf: Der neue Oberschurke ist noch etwas uncharismatisch geraten. Aber gut, der wird jetzt wohl ein paar Filme Zeit bekommen, um sein Profil zu entwickeln und Angst und Schrecken zu verbreiten. Die Mid- und End-Credit-Szenen deuten das schließlich schon mal an.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Jay Maidment/Jay Maidment – © 2022 MARVEL, Quelle http://www.imdb.com)

Minority Report (2002)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: Minority Report
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Drama, Science Fiction, Thriller, Krimi
IMDB-Link: Minority Report


Wenn der Jäger zum Gejagten wird: Kein neues Sujet in der Filmgeschichte, doch immer wieder spannend. Wenn dieses Thema noch gewürzt wird mit einer dystopischen Vorlage aus der Feder von Philip K. Dick, einem der größten Science Fiction-Autoren des letzten Jahrhunderts, niemand Geringerer als Steven Spielberg auf dem Regiestuhl Platz nimmt und der ewige Actionheld Tom Cruise durchs Bild rennen darf, stehen die Vorzeichen für einen bombastischen Film schon mal sehr gut. „Minority Report“ aus dem Jahr 2002 arbeitet mit einer cleveren Ausgangsidee: In einer nicht allzu fernen Zukunft werden dank übersinnlich begabter Medien Verbrecher aus dem Verkehr gezogen, noch ehe sie ihr Verbrechen begehen. John Anderton ist Leiter dieses Spezialtrupps der Polizei, die künftige Morde verhindern soll, ehe sie geschehen. Doch eines Tages spuckt das System einen Namen, mit dem er selbst am wenigsten gerechnet hätte, als künftigen Mörder aus: seinen eigenen. Und schon beginnt die wilde Jagd, denn natürlich lässt sich das nicht geheim halten. Ihm auf den Fersen: Detective Witwer (Colin Farrell), der die ganze Verbrechensprävention auf Basis von drei seltsamen Schwimmern, die schlechte Träume haben, eh am liebsten einstampfen würde. Der gejagte Anderton ist im Zwiespalt – einerseits wäre es für ihn nicht übel, könnte er seine (zukünftige) Unschuld beweisen, denn niemand atmet gerne gesiebte Luft. Andererseits würde er damit seinen Job abschaffen. Dieses moralische Dilemma kommt vielleicht im Zuge des groß angelegten Actiongedöns etwas zu kurz, doch dafür ist der Film trotz stattlicher Laufzeit von fast 2,5 Stunden sehr kurzweilig und unterhaltsam. Doch aufgrund seiner moralischen und ethischen Grundsatzfragen bleibt der Film auch weiterhin interessant, und so ist „Minority Report“ mittlerweile zu einem gut gealterten Science Fiction-Klassiker geworden.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Alles, was wir geben mussten (2010)

Regie: Mark Romanek
Original-Titel: Never Let Me Go
Erscheinungsjahr: 2010
Genre: Drama, Science Fiction
IMDB-Link: Never Let Me Go


Der Brite Kazuo Ishiguro, seit 2017 Nobelpreisträger für Literatur, schreibt erbauliche Bücher, so richtige Schenkelklopfer. In „Was vom Tage übrig blieb“ reibt sich ein moralisch flexibler Butler für seinen Herrn auf, der unverhohlene Begeisterung für einen kleinen Mann mit Chaplin-Bart aus dem idyllischen Städtchen Braunau hegt. Im neuesten Roman „Klara und die Sonne“ stellt eine künstliche Intelligenz fest, dass sie nur dann beachtet wird, wenn sie nützlich ist. Und in „Alles, was wir geben mussten“ wachsen drei Kinder in einem Internat auf mit dem Wissen, dass sie nicht mehr sind als eine lebende Organspendebank für die Reichen und Mächtigen. Wenn es soweit ist, werden sie ausgeschlachtet, bis nichts mehr da ist, was sie am Leben halten kann. Hach, bei so viel Unterhaltung schmeckt das Popcorn doch gleich mal doppelt so gut! In diesem Sinne darf diese Einleitung als Warnung herhalten vor den Büchern von Ishiguro im Allgemeinen und der Verfilmung von „Alles, was wir geben mussten“ im Speziellen. Das ist nur etwas für sonnige Gemüter. Wer nicht mit einem Schutzschild aus Gelassenheit und innerem Frieden bewehrt ans Werk geht, wird gnadenlos niedergeknüppelt. Mark Romanek gelang jedenfalls eine sehr werksgetreue Verfilmung des berühmten Romans – mit allen dahin einhergehenden positiven wie negativen Aspekten. Positiv hervorzuheben ist die Besetzung, die mit Carey Mulligan als zentrale Figur Kathy ein schauspielerisches Schwergewicht aufwartet, das die Wucht der vielschichtigen Trostlosigkeit in Blicken und Gesten stemmen kann, ohne zur Karikatur zu verkommen. An ihrer Seite: Keira Knightley und Andrew Garfield, die beide deutlich zurückbleiben, was aber nicht weiter schlimm ist, da sich die Geschichte eben auf Kathy konzentriert. Der hauptsächliche negative Aspekt der werksgetreuen Verfilmung ist das Erzähltempo – hier merkt man den Einfluss der gesetzt erzählten Vorlage. So braucht es ein wenig Geduld und Sitzfleisch für den Film, und am Ende stellt sich die Frage, ob man mit der Lektüre des Buchs nicht insgesamt besser fahren würde, da der Film selbst dem Stoff keine weiteren Nuancen hinzufügen kann. Für alle, die das Buch aber nicht kennen, ist „Alles, was wir geben mussten“ ein guter Einstieg in die dystopischen Gedankenwelten von Kazuo Ishiguro, sehenswert und in sich sehr stimmig.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Avatar: The Way of Water (2022)

Regie: James Cameron
Original-Titel: Avatar: The Way of Water
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Avatar: The Way of Water


Der folgende Text ist in der Stimme von David Attenborough zu lesen: „Hier sehen Sie nun einen Na`vi-Familienverband. Um der Aufmerksamkeit ihrer natürlichen Feinde, der Sky People, zu entgehen, migriert diese Familie von den schützenden Höhlen des Berglands an die Küste und schließt sich einem fremden Verband an. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, sich der neuen Lebensweise anzupassen, integriert sich die Familie schließlich mit Erfolg. Hier nun die Darstellung eines Initiationsritus, bei dem eines der jungen Mitglieder der Familie vom Nachwuchs des Häuptlings des Verbands vor eine Mutprobe gestellt wird. Im Zuge dessen erwirbt der junge Na’vi das Vertrauen eines Exemplars der Wasserspezies der Tulkun aus der Familie der Walartigen. Wie Sie sehen werden, geschätztes Publikum, wird diese aufkeimende Freundschaft später noch eine wichtige Rolle spielen. Aber nun richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die sich nähernden Sky People, die mit unethischen Jagdmethoden versuchen, die migrierte Familie der Na’vi aus ihrem Versteck in eine offene Umgebung zu locken.“ Was James Cameron in diesem Leben wohl nicht mehr lernen wird, ist, komplexe Geschichten zu erzählen. Selbst seine Meisterwerke wie beispielsweise die ersten beiden Terminator-Filme verzichten in ihrem heroischen Versuch, das Publikum nicht zu überfordern, auf Kapriolen, die den Einsatz von Hirnwindungen erfordern. Teil 1: Roboter reist in die Vergangenheit, um eine Frau zu töten. End of story. Teil 2: Roboter reist in die Vergangenheit, um anderen Roboter daran zu hindern, den Sohn der Frau zu töten. End of story. Das hat super funktioniert. Man konnte sich dadurch auf die Action konzentrieren. (Ab Teil 3 und dem misslungenen Versuch, die Geschichte aufzupeppen, liefen die Dinge dann irgendwie aus dem Ruder.) Also ja, man braucht nicht unbedingt eine wahnsinnig gewundene, hochintellektuelle Geschichte, um einen guten Film zu drehen. Ein bisschen mehr Fleisch an den Rippen hätte „Avatar: The Way of Water“ allerdings vertragen. Das Ganze wirkt nun wie eine Naturdokumentation, die im Mittelteil durch eine Variation von „Moby Dick“ abgelöst wird, ehe James Cameron ein paar nicht benötigte Aufnahmen von Titanic findet, die er am Ende des Films wiederverwenden kann. Was immerhin bleibt, sind einige der eindrucksvollsten Bilder, die CGI jemals hervorgebracht hat. In diesem Aspekt des Filmemachens ist James Cameron ein Besessener, ein Getriebener, der Grenzen auslotet und überschreitet. Unbedingt auf einer großen Leinwand in 3D sehen, denn wie auch der erste Avatar-Film lebt der zweite Teil von seinen überragenden Bildern.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

The Guardians of the Galaxy Holiday Special (2022)

Regie: James Gunn
Original-Titel: The Guardians of the Galaxy Holiday Special
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Kurzfilm, Komödie, Science Fiction, Weihnachtsfilm
IMDB-Link: The Guardians of the Galaxy Holiday Special


Kennt jemand von euch „Das Fest des Huhnes“? In dieser absurden Mockumentary aus dem Jahr 1992 erforscht ein afrikanischer Stamm das ungewöhnliche Verhalten oberösterreichischer Eingeborener. Und so wie sich diese Wissenschaftler aus fernen Ländern keinen Reim auf unser Brauchtum machen können, geht es den Außerirdischen, die sich dem Erdling Star-Lord (Chris Pratt) angeschlossen haben. Vom Weihnachtsfest auf der Erde haben sie schon gehört, doch man kann nicht sagen, dass sie es so richtig durchdringen. Doch im Kern haben sie mitgenommen, dass es darum geht, seinen Liebsten Geschenke zu machen. Und weil Star-Lord down ist, nachdem seine geliebte Gamora das epische Avengers-Finale nicht überlebt hat, beschließen Mantis und Drax (Pom Klementieff und David Bautista), Star-Lord ein Weihnachtsgeschenk zu machen. Der schwärmt ja immer von Kevin Bacon, Held seiner Kindheit. Was liegt also näher, als den verdutzten Schauspieler als Geschenk zu verpacken und in ferne Galaxien zu entführen? Wenn sich die beiden Geistesgrößen Mantis und Drax auf den Weg zur Erde machen, um nach Kevin Bacon zu suchen, hat das schon eine gewisse Komik. Der Blick ähnelt jenem aus dem „Fest des Huhnes“: Mit entzückender Naivität werden seltsame irdische Bräuche kommentiert, und Drax stellt fest, dass er nichts dringlicher braucht als einen aufblasbaren Elfen. Doch auch wenn die Laufzeit mit 45 Minuten recht ökonomisch ist und die Zeit schnell vergeht, so trägt die Idee keinen ganzen Film. „The Guardians of the Galaxy Holiday Special“ fühlt sich an wie ein etwas zu lang geratener Treppenwitz. Und so absurd die Ausgangslage auch ist, so drängt sich doch der Gedanke auf, dass man daraus mehr hätte herausholen können. Das Vergnügen wirkt doch recht schaumgebremst. So ist der Film nichts, was der geneigte Marvel-Fan unbedingt gebraucht hätte, und nichts, was jemals in den Verdacht gerät, in die Liste der Weihnachtsklassiker aufgenommen zu werden, die man sich jedes Jahr in der Adventzeit einmal geben muss.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Black Panther: Wakanda Forever (2022)

Regie: Ryan Coogler
Original-Titel: Black Panther: Wakanda Forever
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Action, Science Fiction, Fantasy
IMDB-Link: Black Panther: Wakanda Forever


Mit dem viel zu frühen und tragischen Ableben des charismatischen Chadwick Boseman stand das Marvel Cinematic Universe vor einem Problem. Wie die Geschichte des Black Panthers weitererzählen, wenn der Black Panther tot ist? Aber nach dem Motto „Der König ist tot. Lang lebe die Königin!“ konzentriert sich der zweite Black Panther-Solofilm auf die verbliebene Königin Ramonda (Angela Bassett) und deren Tochter Shuri (Letitia Wright), die das Erbe der schwarzen Miezekatze durch turbulente Zeiten fortführen müssen. Nicht nur, dass quasi alle Staaten der Welt spitz auf das seltene Edelmetall Vibranium sind, das dem Königreich Wakanda technologischen Fortschritt und Reichtum gebracht hat, sondern auch ein neuer Gegenspieler taucht wortwörtlich auf, der ganz eigene Interessen verfolgt, darunter die Ermordung einer begabten Harvard-Studentin aus Wakanda. Und schon wird’s turbulent. Frauenpower ist angesagt, um die undurchsichtige Lage in den Griff zu bekommen, wobei Generalin Okoye (Danai Gurira), heimlicher Star des Films, die meisten Hiebe austeilen darf. Die frauenlastige Action sowie beeindruckende Unterwasserwelten sind neben den aufwendigen Kostümen und dem mit Ethnoklängen angereicherten Soundtrack die Pluspunkte des Films. Doch was soll man sagen über einen Black Panther-Film, bei dem der Black Panther komplett irrelevant für die Geschichte ist und am Ende, als er dann doch noch erscheinen darf, eher stört als dass er Mehrwert einbringt? Was tun mit einem Film, der interessante Figuren wie Shuri verbiegt und in Schablonen zu pressen versucht, in die sie einfach nicht passen, nur um eine Mythologie zu bedienen, die es nicht braucht? Und warum ein interessantes Bedrohungsszenario aufbauen (westliche Mächte schrecken auch vor kriminellen Handlungen nicht zurück, um in den Besitz von Vibranium zu kommen), nur um dann eine lachhafte Fantasyfigur mit fragwürdigen, schwach begründeten Ambitionen wie einen Schachtelteufel aus dem Wasser hüpfen zu lassen, der dann natürlich die ultimative Bedrohung darstellt? „Black Panther: Wakanda Forever“ hätte ein fantasievoll angehauchter, spannender Polit-Actionthriller sein können. Stattdessen wurde daraus ein ambitionsloses Actiongedöns, dessen Story man lieber nicht so genau hinterfragen sollte, und das seine Figuren einfach verschenkt, nur damit am Ende der Panther zu sehen ist, der im Titel versprochen wurde. Einer der schwächeren Beiträge des MCU.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Marvel Studios/Marvel Studios – © 2022 MARVEL, Quelle http://www.imdb.com)

Avatar – Aufbruch nach Pandora (2009)

Regie: James Cameron
Original-Titel: Avatar
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: Avatar


James Cameron ist ein Besessener. Er macht keine halben Sachen. So entwickelte er für sein Sci-Fi-Abenteuer „Avatar“ komplett neue 3D-Kameratechniken, um seine bunte Vision möglichst eindrucksvoll auf die Leinwand zu bringen. Dass er sich für die Fortsetzung des Erfolgsfilms ein Jahrzehnt Zeit gelassen hat, ist nur konsequent. Aber zurück zu „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ bzw. „Pocahontas im Weltraum“, so der inoffizielle Titel. Wir erleben hier eine klassische Kolonialisierungsgeschichte, in der der weiße Mann zu den Natives überläuft, um sie gegen Ausbeutung und Tod durch die finsteren Kolonialmächte zu beschützen. Dass sich dabei auch noch eine Romanze entwickelt, gehört zum Topos wie der Kartoffelsalat zum Wiener Schnitzel. Die Suppe mag zwar ziemlich dünn sein, und bei allen Auszeichnungen für Cameron und Avatar – ein Oscar für das beste Drehbuch wäre vermessen gewesen – aber auch heute noch, 13 Jahre später und selbst auf einem kleinen Fernseher statt auf der großen Kinoleinwand, strahlen die Bildwelten, die Cameron geschaffen hat, eine beeindruckende Magie aus. In Sachen Creature Design, Set Design und generell Weltenbau ist „Avatar“ auch jetzt noch vorbildhaft für alles, was da sonst noch im Science Fiction-Genre existiert. Das ist Überwältigungskino, dem man Schwächen in der Story gerne verzeiht. Ob Cameron diese Qualität nicht nur beim Ende 2022 erscheinenden zweiten Teil, sondern auch bei den weiteren drei Filmen, die dann bis 2028 noch folgen sollen, halten kann, wird sich weisen. Ich verweise allerdings auf meinen Eingangssatz. James Cameron macht keine halben Sachen, und daher darf man gespannt sein.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat:Foto von Courtesy of WETA – © 2007 Twentieth Century Fox – All Rights Reserved. Quelle http://www.imdb.com)

Shin Ultraman (2022)

Regie: Shinji Higuchi
Original-Titel: Shin Ultraman
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Action, Science Fiction
IMDB-Link: Shin Ultraman


Ich muss zugeben, japanische Populärkultur ist für mich unbekanntes Terrain. Klar, Godzilla kenne ich, die Bücher von Haruki Murakami mag ich, und dass Anime ein großes Ding sind, weiß ich auch, aber damit erschöpft sich mein Wissen um diesen Aspekt des japanischen Lebens auch. So musste mir Olaf Möller, der eine kurze Einführung in „Shin Ultraman“ im nachmittäglich gut besuchten Filmcasino gab, unter anderem erklären, dass „shin“ auf Japanisch „neu“ bedeutet. Einen neuen Ultraman gab’s also zu sehen, und, damit solch kulturell verkommenen Taugenichtse wie ich auch der Geschichte folgen können, das quasi als neue Origin-Story. Ultraman ist ein japanisches Phänomen, ein Gigant aus dem All mit allerlei Superkräften, der auf die Erde kommt, um diese vor böswilligen Kaijū, riesigen Monstern, zu beschützen. Shinji Higuchi nimmt sich dieses Helden, den es schon seit den 60er Jahren in Japan gibt, an und stellt ihn nun einem internationalen Publikum vor. Die Geschichte ist sehr kurzweilig umgesetzt und auch die Special Effects können sich wirklich sehen lassen. Man muss sich, vor allem als jemand, der abseits diverser Festivalfilme noch wenig Kontakt mit der japanischen Filmlandschaft hatte, erst einmal hineinarbeiten in die doch sehr spezielle Art und Weise, wie der Film gemacht ist – in das Spiel der Darsteller:innen, das zwischen leeren Blicken und blitzartigen Gefühlsausbrüchen schwankt, in den teils recht abrupten Schnitt, in die Lichtgestaltung. Das geht doch ein wenig entgegen europäischer Sehgewohnheiten. Doch hat man sich erst einmal daran gewöhnt, ist „Shin Ultraman“ ein vielleicht etwas zu lang geratenes, aber durchaus spannendes Vergnügen. Für Japanophile wohl ein Muss, aber auch für ein breiteres Publikum geeignet.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Thor: Love and Thunder (2022)

Regie: Taika Waititi
Original-Titel: Thor: Love and Thunder
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction, Fantasy, Action
IMDB-Link: Thor: Love and Thunder


Ich bin ja ein großer Fan von Taika Waititis bisherigem Schaffen. What We Do in the Shadows und JoJo Rabbit sind absurd-komische (und in zweiterem Falle auch teils tragische) Meisterwerke. Und auch sein Einstand im Marvel Cinematic Universe mit „Thor: Tag der Entscheidung“, das immerhin schon dritte Abenteuer rund um den Gott des Donners, hat mir sehr gut gefallen. Ich mag diese schnoddrige, respektlose Art, sich Stoffen zu nähern und diese ad absurdum zu führen. Im nun vierten Thor-Film geht der Schuss aber nun erstmals so richtig nach hinten los. Denn plötzlich geht es nur mehr darum, fetzige Bilder zu zeigen, die dann von ironischen oder selbstironischen Sprüchen unterlaufen werden, während aus den Boxen Guns’n’Roses donnern. Immer und immer wieder. Die Story? Egal. Die Figuren? Werden auf dem Altar der Selbstironie geopfert. Und wenn es dann plötzlich dazu kommt, dass sie Tiefe zeigen müssen, können wir nicht mit ihnen mitleiden, da wir den ganzen Film lang über sie gelacht haben. Autsch! Visuell ist auch der vierte Thor-Film schön anzusehen und gelegentlich sogar spektakulär. Und mit Gorr, dem Götterschlächter, hat man auch einen Schurken an der Hand, der einem das Gruseln lehren kann, was nicht zuletzt daran liegt, dass er von niemand Geringerem als Christian Bale verkörpert wird. Aber Waititi nutzt dieses gewaltige Potential nicht aus, er findet einfach keine Balance zwischen der Komik und der Tragik in den Figuren. Und so ist „Thor: Love and Thunder“ eine uneinheitliche Collage mal mehr, mal weniger gelungener Szenen und muss sich komplett auf seinen Schauwert verlassen, denn etwas anderes hat der Film nicht zu bieten. Schade drum. Man sieht leider überdeutlich, dass sich Waititis Schmäh langsam abnutzt. Die Frische, die er mit dem dritten Thor-Film ins Franchise gebracht hat, ist nun aufgebraucht. Immerhin Guns’n’Roses-Fans werden ihre Freude mit dem Film haben.


4,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Jasin Boland/Jasin Boland – © Marvel Studios 2022, Quelle http://www.imdb.com)

Doctor Strange in the Multiverse of Madness (2022)

Regie: Sam Raimi
Original-Titel: Doctor Strange in the Multiverse of Madness
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction, Fantasy, Horror, Action
IMDB-Link: Doctor Strange in the Multiverse of Madness


Als hätte es Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) nicht gereicht, mit der Zeit herumzuspielen, nein, der arrogante Zauberer, der die Drecksarbeit in der Regel seinem fliegenden Cape überlässt, muss auch noch durch verschiedene Paralleluniversen fliegen. Wie blöd so etwas ausgehen kann, hat er ja schon in Spider-Man: No Way Home gesehen. Fairerweise muss man dazusagen, dass das fröhliche Hüpfen durch unterschiedliche Welten diesmal nicht auf seinem Mist gewachsen ist, sondern er der jungen Dame America Chavez (Xochitl Gomez) diese Spontanurlaube verdankt. Denn die kann nämlich, wenn sie unter Stress ist, die Tore zu anderen Welten öffnen. Wenig überraschend weckt diese Fähigkeit Begehrlichkeiten, und schon bald hat sie jemanden auf ihren Fersen, der sich dieses Talent für eigene Zwecke aneignen möchte. Doctor Strange, sein treues Cape und Sorcerer Supreme-Buddy Wong (Benedict Wong) haben alle Hände voll zu tun, diese finsteren Pläne zu vereiteln und werden dabei blöderweise auch noch über diverse Parallelwelten verteilt, was die Sache nicht einfacher macht. „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ steht ganz im Zeichen des üblichen Marvel’schen Rezepts, das aus Action, Humor und bunten Fantasiewelten besteht. Mit Sam Raimi auf dem Regiestuhl kommt allerdings eine weitere Komponente hinzu, nämlich eine ordentliche Portion Horror, und das tut dem Film sichtlich gut. Überhaupt fühlt sich das zweite Doctor Strange-Soloabenteuer mehr wie ein Sam Raimi-Film als ein weiterer MCU-Film an. Gekonnt verbindet er die bunte Welt seiner Spider-Man-Trilogie (jene mit Tobey Maguire, und ja, es ist kompliziert mit den Spider-Man-Filmen) mit dem absurden Horror seiner Tanz der Teufel-Filme. Und das passt auch ganz gut zusammen, ohne dass der neueste Doctor Strange zu einem klassischen Horrorfilm werden würde. Aber die gelegentlichen Einsprengsel von Grusel und Schauer passen gut ins Konzept und geben den Humoreinlagen ein stabiles Gegengewicht. Das eigentliche Highlight des Films ist aber der Bösewicht, über den an der Stelle nichts verraten sei – das wäre ein massiver Spoiler. Es sei aber gesagt, dass die schurkischen Ambitionen ausnahmsweise einmal gut nachvollziehbar sind und der Figur Tiefe verleihen. Unterm Strich befindet sich „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ vielleicht nicht unter den allerbesten MCU-Filmen, aber er unterhält auf hohem Niveau und ist durchaus etwas Eigenständiges innerhalb des Comicfilmuniversums.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Courtesy of Marvel Studios/Courtesy of Marvel Studios – © Marvel Studios 2022, Quelle http://www.imdb.com)