Steven Spielberg

Boston Strangler (2023)

Regie: Matt Ruskin
Original-Titel: Boston Strangler
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama, Krimi
IMDB-Link: Boston Strangler


In den 60er Jahren ermordete ein Unbekannter in Boston 13 Frauen durch Strangulieren. Wenig überraschend bezeichneten die Medien den Mörder als „Boston Strangler“. Schon eher überraschend ist die Tatsache, dass sowohl die Bezeichnung als auch die Berichterstattung auf zwei weibliche Journalistinnen zurückgeht, die einfach die Schnauze voll davon hatten, Produkttests von Toastern in ihrer Zeitung zu veröffentlichen. Die Ermittlungen rund um den Serienkiller markierten den Beginn des Ruhms der beiden Investigativjournalistinnen Loretta McLaughlin und Jean Cole, verkörpert von Keira Knightley und Carrie Coon. Sie haben es natürlich nicht leicht, stoßen sie doch nicht nur auf alltäglichen Sexismus und Rollenklischees, sondern auch auf wenig kooperative Ermittler bei der Polizei. Einzig Detective Conley (Alessandro Nivola) erweist sich als Hilfe, doch ist der Fall schwerer zu knacken als eine Walnuss mit Wattestäbchen. „Boston Strangler“ fokussiert trotz seines reißerischen Titels auf die Ermittlungsarbeit der beiden Journalistinnen und degradiert die Verdächtigen und mutmaßlichen Täter zu Randfiguren. Das ist schon okay so – nichts gegen ordentlich gemachte Journalistenarbeit, die auch sehr spannend sein kann, wie das jüngste Beispiel She Said beweist. Doch anders als der schlau inszenierte Thriller rund um den Weinstein-Skandal plätschert „Boston Strangler“ leider etwas unmotiviert und langsam vor sich hin. Ein wenig mehr Tempo hätte dem Film gut getan. Einzelne bedrohliche Szenarien bauen nur kurz Spannung auf, die dann nicht gehalten werden kann. So ist „Boston Strangler“ zwar kein schlechter Film, aber kaum einer, der lange im Gedächtnis bleiben wird.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2022 Universal Studios and Amblin Entertainment, Quelle http://www.imdb.com)

Zack and Miri Make a Porno (2008)

Regie: Kevin Smith
Original-Titel: Zack and Miri Make a Porno
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Rom-Com, Komödie
IMDB-Link: Zack and Miri Make a Porno


Wenn ein Film zu „Wynona’s Big Brown Beaver“ von Primus beginnt, weiß man gleich einmal, wie hoch bzw. tief die Niveaulatte für die folgenden 1,5 Stunden hängt. Ein kurzer Blick auf den Regisseur, und der versierte Film-Aficionado kennt sich aus: Kevin Smith. König der herzhaft-zotigen Slacker-Komödien. „Dogma“ war so etwas wie ein stilistischer Ausreißer, aber auch dort wurde nicht immer mit Engelszungen gesprochen. Der Autor der New Jersey-Filme, in denen er als Silent Bob neben dem von Jason Mewes gespielten Jay wiederkehrende Auftritte pflegt, hat eben ein Herz für das Derbe. Mit Seth Rogen in einer der beiden Hauptrollen in „Zack and Miri Make a Porno“ findet er einen kongenialen Weggefährten, dem nichts fremd ist, was unter der Gürtellinie liegt. Überraschender ist da schon die Beteiligung von Elizabeth Banks in der zweiten Hauptrolle, aber auch die zeigt keine Berührungsängste mit dem Smith’schen Humor. Die Ausgangslage: Zack und Miri sind seit Jahren gut befreundet und wohnen zusammen, haben aber gröbere Geldnöte. Als ihnen Strom und Wasser abgedreht wird und ihnen zweiteres sprichwörtlich bis zum Hals steht, gehen sie den Weg aller Verzweifelten: Sie schütteln ihre Würde ab, die sich ohnehin nicht monetarisieren lässt, und entschließen sich, für Geld Sex zu haben. Ein Porno soll die Finanzmisere beenden. Mit einer rasch engagierten Chaos-Truppe in einem gemieteten, leider baufälligen Schuppen werden die ersten Takes zu „Star Whores“ gedreht, doch es kommt, man kann es schon erahnen, alles natürlich ganz anders als erhofft. Das Schlimmstmögliche passiert ihnen: Sie entdecken ihre Gefühle füreinander. „Zack and Miri Make a Porno“ ist, wenn man es genau betrachtet, eine klassische Rom-Com und folgt penibel den in diesem Genre üblichen Mustern. Durch den groben Humor ist das vielleicht kein Film, den man mit seiner Großmutter ansehen sollte, aber subtrahiert man alle Witze über Sex und Körperausscheidungen, bekommt man eine klassische Screwball-Komödie serviert. (Allerdings als Kurzfilm.) Man muss schon in der richtigen Stimmung sein, um mit den Zoten mitzugehen, aber dann ist der Film überraschend warmherzig und ein durchaus solider Genre-Vertreter.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2022 Universal Studios and Amblin Entertainment, Quelle http://www.imdb.com)

Die Fabelmans (2022)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: The Fabelmans
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Drama, Biopic
IMDB-Link: The Fabelmans


Hollywood liebt Filme über Hollywood. Und wenn dann noch einer der angesehensten Regisseure der Geschichte einen autobiographischen Film über seine Anfänge als Filmemacher dreht, verwundert es kaum, dass es Oscarnominierungen regnet. Nicht weniger als 7 Nominierungen heimste „Die Fabelmans“ bei der diesjährigen Verleihung ein. Zu einer Auszeichnung reichte es dann am Ende doch nicht, auch wenn man sich langsam die Frage stellt, was Michelle Williams noch alles tun muss, um endlich mal den verdienten Oscar in ihren Händen zu halten. Vielleicht hilft es, wenn sie sich in ein Bärenfell einwickelt und rohes Fleisch isst. Aber eigentlich müssen wir ja über Gabriel LaBelle reden, der als Spielbergs Alter Ego Sammy Fabelman in einem familiären Spannungsfeld zwischen Künstlern/Träumern (seine Mutter) und Wissenschaft (sein Vater) aufwächst. Schon früh entdeckt er seine Leidenschaft für den Film und kommt damit eindeutig nach der Mutter. Doch er stellt auch fest, dass der Film auch Wahrheiten aufdecken kann, die sonst vielleicht im Verborgenen geblieben wären. Sieht man von der übergeordneten autobiographischen Ebene ab, ist „Die Fabelmans“ in erster Linie ein Familiendrama und Coming-of-Age-Film, in dessen Zentrum ein zwischen zwei Welten hin- und hergerissener Jugendlicher steht, der seinen Platz erst finden muss. Die sensible Inszenierung fügt diesem vielbearbeiteten Thema allerdings eine gefühlvolle, fast nostalgische Note hinzu, die die doch recht ambitionierte Dauer von 2,5 Stunden gut trägt. Dazu bekommen die Zuseher einen Einblick in die originellen ersten handwerklichen Schritte des Jungregisseurs und so einen Blick hinter die Kulissen Hollywoods gestattet – wenn auch nur im Kleinen. Für einen ganz großen Wurf fehlen mir persönlich am Ende ein Gefühl von Dringlichkeit und Relevanz. Stattdessen gleitet der Film wie auf den Schienen, die zu Beginn den jungen Sammy inspirieren, dahin, was durchaus Spielbergs Meisterschaft aufzeigt, und doch fehlen die Kanten und die scharfen Stellen, an denen man sich verletzen kann.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2022 Universal Studios and Amblin Entertainment, Quelle http://www.imdb.com)

Minority Report (2002)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: Minority Report
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Drama, Science Fiction, Thriller, Krimi
IMDB-Link: Minority Report


Wenn der Jäger zum Gejagten wird: Kein neues Sujet in der Filmgeschichte, doch immer wieder spannend. Wenn dieses Thema noch gewürzt wird mit einer dystopischen Vorlage aus der Feder von Philip K. Dick, einem der größten Science Fiction-Autoren des letzten Jahrhunderts, niemand Geringerer als Steven Spielberg auf dem Regiestuhl Platz nimmt und der ewige Actionheld Tom Cruise durchs Bild rennen darf, stehen die Vorzeichen für einen bombastischen Film schon mal sehr gut. „Minority Report“ aus dem Jahr 2002 arbeitet mit einer cleveren Ausgangsidee: In einer nicht allzu fernen Zukunft werden dank übersinnlich begabter Medien Verbrecher aus dem Verkehr gezogen, noch ehe sie ihr Verbrechen begehen. John Anderton ist Leiter dieses Spezialtrupps der Polizei, die künftige Morde verhindern soll, ehe sie geschehen. Doch eines Tages spuckt das System einen Namen, mit dem er selbst am wenigsten gerechnet hätte, als künftigen Mörder aus: seinen eigenen. Und schon beginnt die wilde Jagd, denn natürlich lässt sich das nicht geheim halten. Ihm auf den Fersen: Detective Witwer (Colin Farrell), der die ganze Verbrechensprävention auf Basis von drei seltsamen Schwimmern, die schlechte Träume haben, eh am liebsten einstampfen würde. Der gejagte Anderton ist im Zwiespalt – einerseits wäre es für ihn nicht übel, könnte er seine (zukünftige) Unschuld beweisen, denn niemand atmet gerne gesiebte Luft. Andererseits würde er damit seinen Job abschaffen. Dieses moralische Dilemma kommt vielleicht im Zuge des groß angelegten Actiongedöns etwas zu kurz, doch dafür ist der Film trotz stattlicher Laufzeit von fast 2,5 Stunden sehr kurzweilig und unterhaltsam. Doch aufgrund seiner moralischen und ethischen Grundsatzfragen bleibt der Film auch weiterhin interessant, und so ist „Minority Report“ mittlerweile zu einem gut gealterten Science Fiction-Klassiker geworden.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels (2008)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Abenteuerfilm
IMDB-Link: Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull


Altersmilde oder gar Altersweisheit stehen Indiana Jones nicht sonderlich gut. Da hilft es auch nicht, wenn plötzlich so ein pomadisierter Teenager (Shia LaBeouf) vor der Tür steht und sich als Abenteurer Jr. vorstellt. Zieht man halt gemeinsam ins nächste Abenteuer, wobei der Junior vom Senior so einiges lernen kann. Klar, wer sich mit Nazis um die Bundeslade und den Heiligen Gral gestritten hat und im indischen Todestempel beinahe sein Herz verloren hat (wortwörtlich), der ist mit allen Wassern gewaschen. Wenn’s ums Überleben geht, kann man nicht genug Erfahrung aufweisen. Und all seine Erfahrung braucht Indiana Jones in seinem neuen Abenteuer. Denn in diesem Fall darf er sich mit russischem Militär angeführt von einer eisigen Cate Blanchett herumprügeln und muss dabei zeitgleich noch eine Verflossene und einen alten Freund befreien. Keine Zeit für Ruhestand, auch wenn die Knochen manchmal schon weh tun. Und so muss ein Indiana Jones eben tun, was ein Indiana Jones so tun muss. Das vierte Abenteuer rund um den rastlosen Archäologen mit den unkonventionellen Problemlösungen bietet more of the same. Dschungel. Lianen, wilde Prügeleien und Verfolgungsjagden und übernatürliche McGuffins. Das alles hat man in den ersten drei Teilen schon zur Genüge und auch in Perfektion gesehen. Das Rad neu zu erfinden, das traut sich in diesem Falle eines weltweiten Kulturgutes nicht einmal Steven Spielberg selbst. Was nun tatsächlich nach all den Jahren zu einer gewissen Ermüdung führt. Andererseits spielt Spielberg routiniert seine Stärken aus, da muss er gar nicht erst groß ins Risiko gehen. Hat die Welt diese Fortsetzung gebraucht? Das wahrscheinlich nicht. Aber unterhaltsam ist der Film dennoch.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (1989)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: Indiana Jones and the Last Crusade
Erscheinungsjahr: 1989
Genre: Abenteuerfilm
IMDB-Link: Indiana Jones and the Last Crusade


Reden wir mal über Perfektion. Denn „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ ist ein perfekter Film. Rasante und spannungsgeladene Action, perfekt eingesetzte Situationskomik, eine grandiose Besetzung, aus der vor allem Sir Sean Connery als Indiana Jones‘ Vater hervorsticht, eine mystische Geschichte und am Ende die Suche nach dem, was wirklich zählt im Leben. Steven Spielberg hat mit diesem Film (anders als mancher Tiroler Landesrat während der Corona-Pandemie) tatsächlich alles richtig gemacht. Hätte er nicht so viele andere geniale Filme in seinem Repertoire, wäre „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ so etwas wie ein monumentales Lifetime Achievement. Aber wir reden von dem Mann, der uns „Der weiße Hai“, „E.T.“, „Schindlers Liste“, „Der Soldat James Ryan“ oder Jurassic Park beschert hat – jeder einzelne ein Meilenstein der Filmgeschichte. „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ hat dennoch einen besonderen Platz in meinem Herzen, denn so unterhaltsam und dabei handwerklich so perfekt ist bislang kaum ein anderer Film gewesen. Die Mischung aus Humor und Spannung sucht ihresgleichen. Bei den meisten anderen Filmen überwiegt ein Aspekt – da geht der Humor zulasten der Spannung oder umgekehrt. Der dritte Indiana Jones-Film ist hingegen ideal abgemischt und damit der Inbegriff eines zeitlosen Films, der auch noch in 50 Jahren begeistern wird. Besser kann Unterhaltungskino nicht sein. „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ ist nicht nur der Höhepunkt der Indiana Jones-Filmreihe, sondern auch ein Höhepunkt der Filmgeschichte, und warum er nicht in dem Buch „1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist“ gelistet ist, gehört zu den unerklärlichen Mysterien des Universums. Wer darauf eine Antwort kennt oder zumindest vermutet, darf mir gerne schreiben.


9,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1989 Paramount HE, Quelle http://www.imdb.com)

Indiana Jones und der Tempel des Todes (1984)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: Indiana Jones and the Temple of Doom
Erscheinungsjahr: 1984
Genre: Abenteuerfilm
IMDB-Link: Indiana Jones and the Temple of Doom


Der Film hat seine Fangemeinde, aber allgemein wird „Indiana Jones und der Tempel des Todes“, der zweite Teil der Indiana Jones-Filmreihe, etwas schwächer bewertet als der erste und der dritte Film. Und auch ich bin kein großer Fan des zweiten Abenteuers rund um den wagemutigen Archäologen (Harrison Ford), wenngleich mich der Film nach wie vor sehr gut unterhält. Aber woran liegt es, dass der düstere Mittelteil der Trilogie, die später um einen vierten Film ergänzt wurde, trotz etlicher legendärer Szenen (Das Dinner! Der Käfig! Die wilde Verfolgungsjagd in den Stollen!) auf hohem Niveau etwas zurückbleibt? Nun, zum Einen ist der Film deutlich düsterer als die anderen Teile der Reihe, was angeblich darauf zurückgeht, dass sowohl Steven Spielberg als auch George Lucas während der Arbeiten an dem Film privat etwas gebeutelt waren, was sich in der Grundstimmung des Films spiegelte. Zum Anderen funktioniert Kate Capshaw als Sängerin Willie, die unverhofft in das neueste Abenteuer von Indiana Jones hineingezogen wird, leider überhaupt nicht. Im Gegenteil: Die meiste Zeit über ist ihre Rolle überaus nervig. Immerhin führte ihre Beteiligung an dem Film zu einer Ehe mit Steven Spielberg – also wird sie selbst wohl ihren Frieden gefunden haben mit dem kläglichen Auftritt in diesem Film. Und auch der witzige Sidekick Short Round (Jonathan Ke Quan) bringt zwar eine nette Dynamik in das Geschehen, es wird aber nur unzureichend erklärt, warum er überhaupt an Indys Seite klebt. All diese Charaktere wirken wie notdürftig in den Film geflickt, und es liegt am Ende mal wieder an Harrison Fords Charme, um den Film zusammenzuhalten. Immerhin darf er als Indiana Jones diesmal aktiv etwas zu der Story beitragen. Und diese ist auch runder gebaut als noch im ersten Film – da sammelt der zweite Teil also Pluspunkte ein. Trotzdem: „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ ist der Film, den man sich ansieht, weil man demnächst Teil 3 sehen möchte. Was natürlich unfair ist, da der Film per se wirklich gut gelungen ist, aber gemessen an dem, was vor ihm kam, und vor allem an dem, was danach kam, fehlt halt doch das gewisse Etwas.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: © Lucasfilm Ltd. & TM, Quelle http://www.imdb.com)

Jäger des verlorenen Schatzes (1981)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: Raiders of the Lost Ark
Erscheinungsjahr: 1981
Genre: Abenteuerfilm
IMDB-Link: Raiders of the Lost Ark


Es kann so simpel sein: Man dreht einen Film über einen eigentlich ziemlich unsympathischen Macho, der selbst Null zur Story beiträgt, und dann wird das solch ein Erfolg, dass dieser unsympathische Macho zur popkulturellen Ikone aufsteigt, drei Fortsetzungen folgen und eine Zeit lang jedes Kind Schatzsucher von Beruf werden wollte. Dabei könnte „Jäger des verlorenen Schatzes“, der erste Teil der Indiana Jones-Filmreihe, gut und gerne auf Indiana Jones verzichten – die Geschichte würde deshalb nicht groß anders ablaufen. Der Hauptbeitrag von Indy besteht aus trockenen Sprüchen, während auf ihn geschossen oder er von grimmigen Gestalten gejagt wird. Die eigentliche Arbeit bei der Suche nach der verschollenen Bundeslade erledigen andere. Trotzdem funktioniert der Film, was nicht zuletzt an Harrison Ford liegt, der nach Han Solo als Indiana Jones die zweite Lebensrolle ausfüllte. Andere Schauspieler würden sich alle Finger danach ablecken, nur einmal in die Nähe einer solchen Kultrolle zu kommen, und Harrison Ford schüttelt die der Reihe nach aus dem Ärmel, als wäre er der einzige Schauspieler auf der Welt. Aber er ist halt auch eine coole Socke, und wirklich niemand hätte den verwegenen Archäologen mit der lockeren Moral so stimmig verkörpern können wie er. Da wird dann auch jede Story zur Nebensache. Im Grunde geht es bei allen Indiana Jones-Filmen nur darum, dabei zuzusehen, wie sich Harrison Ford aus brenzligen Situationen befreit, während er Rätsel löst, die ihn zu einem verwunschenen Schatz führen. „Jäger des verlorenen Schatzes“ als erster Teil der Reihe spricht das Kind in uns allen an, das davon geträumt hat, irgendwann einmal aufzubrechen, um nach dem roten X auf einer Schatzkarte zu suchen. Mehr will der Film nicht sein, mehr muss er auch nicht sein, mehr dürfte er eigentlich auch gar nicht sein. In seinem kindlichen Vergnügen liegt seine große Stärke.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 1981 – Lucasfilm, Ltd., Quelle http://www.imdb.com)

Catch Me If You Can (2002)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: Catch Me If You Can
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Biopic, Krimi
IMDB-Link: Catch Me If You Can


Leonardo DiCaprio zählt heute zu den profiliertesten Schauspielern überhaupt und wird oft in einer Reihe mit den Allzeitgrößten genannt. 2002, fünf Jahre nach seinem Megaerfolg mit „Titanic“, war seine Karriere gerade so richtig am Durchstarten. Da hatte er schon eine ganze Reihe gewichtiger und vielbeachteter Rollen auf seinem Buckel, aber die Zusammenarbeit mit den Meistern Martin Scorsese („Gangs of New York“) und Steven Spielberg (eben in „Catch Me If You Can“) hat dem weiteren Verlauf seiner Karriere sicherlich nicht geschadet, um es mal so zu formulieren. „Catch Me If You Can“ schultert er trotz seiner renommierten Nebenleute (Tom Hanks, Christopher Walken, Martin Sheen, Amy Adams etc.) quasi im Alleingang. Als Hochstapler Frank Abagnale Jr. macht er den großen Reibach als falscher Pilot, als falscher Arzt, als falscher Anwalt und nutzt gnadenlos die Schwächen eines Systems aus, in dem mehr Wert auf Schein als auf Sein gelegt wird. Selbst sein Widersacher Carl Hanratty (Tom Hanks), der ihm immer auf den Fersen, aber meist einen Schritt zu spät ist, hegt eine gewisse Bewunderung für den charmanten und gerissenen jungen Mann, der nicht nach den Regeln spielen will, sondern lieber seine eigenen erfindet. Wie von Spielberg gewohnt, ist die Story dynamisch und nuanciert umgesetzt mit von einer gewissen Leichtfüßigkeit getragen, die vielen seiner Filme innewohnt, jedenfalls seinen Komödien und familiengerechten Unterhaltungsfilmen. Da fallen auch die fast 2,5 Stunden Spieldauer nicht arg ins Gewicht. Allerdings: Auch wenn ich den Film mag und gerne sehe und er auch schauspielerisch über alle Zweifel erhaben ist, irgendwie hatte ich trotzdem immer das Gefühl, dass „Catch Me If You Can“ eine Art bessere Fingerübung des Meisters war. Für mich ein guter Spielberg, der bei allem Unterhaltungswert nicht ganz die Brillanz seiner besten Filme erreicht.


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 2002 – Dreamworks LLC, Quelle http://www.imdb.com)

Vergessene Welt – Jurassic Park (1997)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: The Lost World: Jurassic Park
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Horror, Thriller, Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The Lost World: Jurassic Park


Mit Fortsetzungen ist das ja immer so eine Sache. Einerseits lechzt das Publikum danach, liebgewonnene Charaktere in neuen Abenteuern zu erleben. Andererseits ist aufgewärmt halt nur ein Gulasch besser. Ausnahmen bestätigen die Regel. „Vergessene Welt – Jurassic Park“, die Fortsetzung des Kult-Klassikers Jurassic Park, ist aber keine Ausnahme. Auch wenn mehr Jeff Goldblum besser ist als weniger Jeff Goldblum. Sein Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm, der schon im ersten Teil für die trockenen Sprüche und den Hauch Zynismus, den die Geschichte braucht, gesorgt hat, erhält nun im zweiten Teil an der Seite von Julianne Moore, Vince Vaughn und Pete Postlethwaite eine tragende Rolle und steht im Zentrum des Geschehens – sehr zu seinem eigenen Missfallen, denn wer schon einmal vom T-Rex angeknabbert wurde, möchte eine solche Begegnung kein zweites Mal machen. Aber was soll man tun, wenn die eigene Freundin einfach kommentarlos zu Forschungszwecken auf eine Dinosaurier-Insel abgerauscht ist? Also flugs hinterher – die eigene Tochter als blinder Passagier im Gepäck und eine Horde wildgewordener Kapitalisten, die den großen Reibach wittern, im Rückspiegel. „Vergessene Welt – Jurassic Park“ bietet im Grunde nichts Neues. Am Anfang sind alle verzückt von den anmutigen Dinosauriern, am Ende rennt alles durcheinander und versucht, seine Haut zu retten. Wer Dinosaurier mag (so wie ich), hat damit seine Freude. Allerdings ist der Film seltsam zweigeteilt. Während die ersten 1,5 Stunden im Grunde eine komplette, abgeschlossene Geschichte erzählen, nämlich den Überlebenskampf auf der entlegenen Insel, setzen Spielberg und sein Team in der letzten halben Stunde noch eins drauf, indem sie einen T-Rex nach San Diego schippern und von der entsetzten Stadtbevölkerung naschen lassen – die nicht so flink auf den Beinen ist wie das fachkundige Paläontologen-Team. Hätte es das sein müssen? Darüber kann man diskutieren, denn dieser „Epilog“ zerreißt den Film ziemlich. Aber man muss festhalten, dass ein wütender T-Rex, der durch die nächtliche Stadt stampft, durchaus Schauwert hat. Und dass man hier wunderbar viele Anspielungen auf Horrorklassiker wie Dracula, King Kong und Godzilla finden kann. Apropos Godzilla: Wenn man „Vergessene Welt: Jurassic Park“ noch mal genau betrachtet, sieht man deutlich, wieviel davon Roland Emmerich in seinem ein Jahr später erschienenen „Godzilla“ geklaut hat. Gegen diese Katastrophe von Film wirkt „Vergessene Welt: Jurassic Park“ wie ein Meilenstein der Filmgeschichte.


6,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 1997 – Universal Pictures, Quelle: imdb.com)