Todd Phillips

Stichtag (2010)

Regie: Todd Phillips
Original-Titel: Due Date
Erscheinungsjahr: 2010
Genre: Komödie, Roadmovie
IMDB-Link: Due Date


Der Mann: Ein erfolgreicher Architekt in Atlanta. Die Frau: Hochschwanger, nur wenige Tage vor der Geburt, in Los Angeles. Das Problem: Der völlig verpeilte Möchtegern-Schauspieler Ethan Trembley, der nicht nur dafür sorgt, dass der arrogante Architekt von allen Airlines Flugverbot bekommt, sondern diesen im Zuge der Zwangs-Fahrgemeinschaft, die die beiden fortan bilden, an den Rande des Wahnsinns bringt. Das ist dann auch schon der ganze Film. Es geht darum, dass sich Robert Downey Jr. und Zach Galifianakis Nettigkeiten an den Kopf werfen und in möglichst absurde Situationen geraten. So ein Buddy-Movie wieder Willen kann ja sehr amüsant sein, wenn sich anfangs komplett konträre Charaktere im Verlauf des Films zusammenraufen müssen, doch sollte in einem solchen Fall die Chemie zwischen den Darstellern stimmen und beide Charaktere verständliche Motivationen für ihre Handlungen und Handlungsweisen mitbringen. Die vielfältigen Probleme von „Stichtag“ sind, dass beide Charaktere hochgradig unsympathisch sind (da hilft nicht einmal das Charisma von Robert Downey Jr.), es keinerlei Chemie zwischen den beiden gibt, die erkennen lässt, warum sich die beiden am Ende der Reise nicht noch einmal kräftig anschreien und dann für immer getrennt ihrer Wege gehen (sorry für den hier enthaltenen Spoiler, der aber kaum jemanden, der mit diesem Genre vertraut ist, sonderlich überraschen wird), und die Figur von Zach Galifianakis komplett over the top dämlich agiert. Ja, es gibt skurrile Personen, doch die sollten dennoch eine Herkunft unter der Spezies der Menschen erkennen lassen. Zach Galifianakis‘ Figur kann man im besten Fall als „abgespaced“ beschreiben. Abgesehen von einigen vereinzelten, wirklich lustigen Szenen, die aber komplett für sich stehen, funktioniert somit der Film überhaupt nicht.


4,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Melinda Sue Gordon – © 2010 Warner Bros. Entertainment Inc. and Legendary Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Hangover (2009)

Regie: Todd Phillips
Original-Titel: The Hangover
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Komödie
IMDB-Link: The Hangover


Gleich mal ein Tipp zu Beginn: Wollt ihr coole Teenager cineastisch unterhalten, werft gerne mal einen Blick auf Todd Phillips‘ „Hangover“ – jener Film, der uns Bradley Cooper und Zach Galifianakis beschert hat, im Guten wie im Bösen. Mein Neffe jedenfalls, sonst eine Ausgeburt an indifferenter Coolness, kuderte fröhlich vor sich hin, und ich kann’s ihm nicht verdenken, ging es mir doch bei der ersten Sichtung im Kino damals sehr ähnlich. So ein Scheiß-mir-nix-Film war damals schon ungewöhnlich. Natürlich derb bis zum Äußersten, aber irgendwie muss das hier auch sein, denn nach dem Motto „Wer bremst, verliert“ wird hier gänzlich auf angezogene Handbremsen verzichtet. Was raus muss, muss raus, sei es banal, fatal oder rektal. Gefangene werden keine gemacht. Die Story ist schnell erzählt: Ein Junggesellenabschied in Las Vegas geht gehörig schief, als die feiernden Freude am nächsten Morgen sehr verkatert in einem komplett verwüsteten Hotelzimmer aufwachen, sich an nichts erinnern können und ausgerechnet der Ehemann in spe, der an diesem Tag noch heiraten soll, nicht aufzufinden ist. Der Rest des Films besteht aus derben Zoten, hysterischen Schreien von Ed Helms, einem sehr lässig blickenden Baby, Stripperinnen mit Herz, einem Tiger, Mike Tysons rechten Haken, nackten Asiaten und Close-Ups von Zach Galifianakis‘ Ranzen. Ach ja, und der vielleicht besten Version von „Candy Shop“, die je gesungen wurde. Anspruchsvoll ist das nicht, und man muss sich auf dieses Niveau auch erst mal herablassen können, aber wenn man dafür eine Antenne hat, macht der Film auch heute noch richtig viel Spaß, wie grumpy Teenager bestätigen können.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2009 Warner Bros. Ent., Quelle http://www.imdb.com)

Joker (2019)

Regie: Todd Phillips
Original-Titel: Joker
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Thriller, Drama
IMDB-Link: Joker


Wenn der Goldene Löwe in Venedig an einen Film über eine Comic-Figur geht, ist das schon mal eine Ansage. Wenn der Film ausgerechnet die Genese des Oberschurken im DC-Universum zum Thema hat, auch. Und wenn der Oberschurke noch dazu von einem der großartigsten Charakterdarsteller unserer Zeit, Joaquin Phoenix, gespielt wird, steigert sich die Erwartungshaltung fast ins Unermessliche. Doch ist der Hype gerechtfertigt? Großer Spoiler: JA! Denn „Joker“ von Todd Phillips steht abseits der üblichen Comic-Verfilmungen, ist ein ganz eigenes Ding, erinnert in seiner Düsternis an Nolans Dark Knight-Trilogie, für mich immer noch die Benchmark für intelligentes und forderndes Unterhaltungskino, ist aber ausschließlich eine Charakterstudie und hat nichts gemein mit dem üblichen Actionfeuerwerk, das von einer Comic-Verfilmung zu erwarten wäre. Die Geschichte von Arthur Fleck, dem erfolglosen Clown-Darsteller und Comedian, der vom Leben so viele Faustschläge in die Magengrube erhält, bis etwas Essentielles, der Glaube an die Menschheit, in ihm unrettbar zerbricht, ist fesselnd erzählt und vielleicht das glaubhafteste Psychogramm, das ich in den letzten Jahren im Kino sehen konnte. Das liegt an einem intelligenten und in jeder Hinsicht stimmigen Drehbuch, an einer handwerklich großartigen Inszenierung (man achte auf das düstere, flackernde Licht, an die Farbgestaltung, die hervorragende Kameraarbeit) und vor allem an Joaquin Phoenix. Dessen Joker ist eine Offenbarung. Jede Bewegung passt, jede Geste, alles an ihm stimmt zu diesem vom Leben gebeutelten Clown. Weil es immer wieder Diskussionen im Netz gibt, wer nun der bessere Joker sei – Heath Ledger oder Joaquin Phoenix: Ich sage, die beiden ergänzen sich. Der Wahnsinn, den Heath Ledger so gut zum Ausdruck brachte, bekommt durch Joaquin Phoenix‘ Darstellung ein Fundament. Ich ziehe meinen Hut vor Phoenix – und möglicherweise sehen wir schon bald einen zweiten Oscar für die Darstellung desselben Comic-Bösewichts.


9,0
von 10 Kürbissen