Wolfgang Reitherman

Bernard und Bianca – Die Mäusepolizei (1977)

Regie: John Lounsbery und Wolfgang Reitherman
Original-Titel: The Rescuers
Erscheinungsjahr: 1977
Genre: Animation
IMDB-Link: The Rescuers


Zugegeben, es ist schwer, mit den Augen von Erwachsenen über Filme zu schreiben, die ganz klar an Kinder gerichtet sind, wenn man selbst noch keine Kinder hat, deren Reaktionen man in die Kritik einfließen lassen kann. Oder die man selbst als Kind zwar gesehen (und gemocht) hat, aber an die man kaum noch Erinnerungen hat, die auch beim Rewatch Jahrzehnte später nicht aufgefrischt werden. Wie geht man also mit einem Film um, der sich definitiv an ein sehr junges Publikum richtet und dessen Story für Erwachsene vielleicht nicht so fesselnd ist. Nun, es gibt immerhin auch für ältere Zuseher eine Menge an Disneys Klassiker „Bernard und Bianca – Die Mäusepolizei“ zu entdecken. Zum Einen hätten wir hier mal eine recht düstere Grundgeschichte, in der ein junges Waisenmädchen von einer bösen, habgierigen Schurkin entführt und versklavt wird – was die Titelhelden ausrücken lässt, um das kleine Mädchen zu retten. Zum Anderen gibt es liebevoll gestaltete Animationen zu sehen, an denen zwar der Zahn der Zeit nagt, die aber dennoch mit netten, kreativen Ideen überzeugen können – sei es die Albatros-Airline oder das sich verausgabende Libellchen, das als Backbordmotor für Mäuseboote herhalten muss. Das gefällt Jung wie Alt. Vielleicht ist die Suppe inhaltlich ein wenig zu dünn, als dass „Bernard und Bianca – Die Mäusepolizei“ als großes Disney-Meisterwerk in die Geschichte eingehen konnte. Da gibt es schon ganz andere Kaliber, an die man sich auch mehr erinnern kann. Aber eine neuerliche Sichtung auch im nicht zielgruppenorientierten Alter ist der süß animierte Kinderfilm immer noch wert.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 1977 – Walt Disney Studios, Quelle http://www.imdb.com)

101 Dalmatiner (1961)

Regie: Clyde Geronimi, Hamilton Luske und Wolfgang Reitherman
Original-Titel: One Hundred and One Dalmatians
Erscheinungsjahr: 1961
Genre: Animation
IMDB-Link: One Hundred and One Dalmatians


Wer Cruella sagt, muss auch „101 Dalmatiner“ sagen. Sechs Jahrzehnte, bevor Emma Stone den Werdegang der dämonischen Modedesignerin nachzeichnen durfte, schickte Disney die beiden entzückenden Dalmatiner Pongo und Perdita auf eine abenteuerliche Reise, um ihren Nachwuchs und ein paar unverhoffte Freunde aus den Klauen eben jener Cruella de Vil zu retten. Technisch probierte man hier Neues aus, nämlich ein Fotokopie-Verfahren, das den Produktionsprozess beschleunigen konnte, jedoch im Ergebnis zu starke Kompromisse erforderte, um sich wirklich auf Dauer durchzusetzen. Und ja, die Animationen selbst sind wohl aus heutiger Sicht die größte Schwäche des Films, denn diese wirken flach und irgendwie leblos, was eben dem Verfahren geschuldet ist. Allerdings ist Disney eben Disney, und so kann der Klassiker mit einer süßen und gleichermaßen aufregenden Geschichte sowie liebevoll skizzierten Figuren … nun ja … punkten. Vor allem ab dem Zeitpunkt, wenn Pongo und Perdita ausrücken, um ihre Kleinen zu suchen, und Unterstützung erfahren durch den alten Wachhund Colonel, der Katzen Sergeant Tibs und dem Captain, ein trittsicheres Arbeitspferd, nimmt die Geschichte ordentlich Fahrt auf und kann auch heute noch bestens unterhalten. Da fällt es auch weniger ins Gewicht, wenn Cruella de Vil zwar eine der bösesten Schurkinnen des ganzen Disney-Universums ist, aber ihre Motivation und Hintergründe komplett im Dunkeln bleiben und sie damit kaum greifbar wird – das hat Disney in vielen anderen Filmen deutlich besser gelöst. Dennoch ist und bleibt „101 Dalmatiner“ bei allen kleineren Schwächen ein Spaß für die ganze Familie, der von Generation zu Generation weitergereicht werden sollte.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Robin Hood (1973)

Regie: Wolfgang Reitherman
Original-Titel: Robin Hood
Erscheinungsjahr: 1973
Genre: Animation
IMDB-Link: Robin Hood


Was Pete Docter für die Pixar-Studios ist, war Wolfgang Reitherman für die klassischen Disney-Animationsfilme. Als einer der engsten neun Mitarbeiter von Walt Disney schuf der gebürtige Deutsche Klassiker wie „Das Dschungelbuch“, „Aristocats“, „101 Dalmatiner“ oder eben auch „Robin Hood“, die vielleicht beste Verfilmung des legendären Stoffes überhaupt. Ja, Errol Flynn hatte den schönsten Schnurrbart, Alan Rickman war der großartigste Sheriff von Nottingham, und Mel Brooks verdanken wir das Wissen, dass echte Helden Strumpfhosen tragen, aber der Platz am obersten Stockerl bleibt für mich immer für den schlauen Fuchs reserviert. Als Kind habe ich den Film geliebt, und diese Liebe hat bis heute überdauert. Das muss man nicht einmal mit dem Nostalgiefaktor begründen, der Film ist einfach gut. Es sind die charmant gezeichneten Figuren, die witzigen Einfälle, die kleinen Details am Rande (zB die gefangenen Waschbären im gestreiften Gefängnis-Outfit), die temporeiche Inszenierung, die den Film auch weit über den (hohen) Disney-Standard emporheben. „Robin Hood“ ist einfach von der ersten bis zur letzten Minute ein unschuldiger Spaß für verregnete Sonntage, der dafür sorgt, dass zumindest im Herzen die Sonne ein wenig aufgeht, wenn nach all den Abenteuern ein stolzer König Richard am Ende mit den Worten aus der Kirche schreitet: „Jetzt habe ich einen Verbannten zum Verwandten!“. Bleibt mir nur noch zu sagen: Udelelli!


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1973 – Walt Disney Studios., Quelle http://www.imdb.com)

Die Hexe und der Zauberer (1963)

Regie: Wolfgang Reitherman
Original-Titel: The Sword in the Stone
Erscheinungsjahr: 1963
Genre: Animation
IMDB-Link: The Sword in the Stone


Eintauchen in Kindheitserinnerungen. Ein Disney-Klassiker, den ich immer wieder sehen konnte, ist „Die Hexe und der Zauberer“, auch bekannt als „Merlin und Mim“. Über den kauzigen Kauz Archimedes konnte ich mich jedes Mal wegschießen. Der kleine Floh, der später zum großen König Arthur werden sollte, bot eine spannende Identifikationsfigur, Merlin war einfach der coole Onkel oder Opa, den jeder gerne gehabt hätte, und der hungrige Wolf stahl allen die Show. Doch oft entpuppen sich die Lieblinge der Kindheit zwanzig (na gut, dreißig) Jahre später als lahme Enten. Eines wird bei der Sichtung von „Die Hexe und der Zauberer“ drei Jahrzehnte später deutlich: Der Aufbau der Geschichte, die Szenenfolge, der Humor richten sich ganz klar an ein sehr junges Publikum. Allzu viele zusätzliche Ebenen, auf denen auch Erwachsene etwas aus der Story für sich herausziehen können, gibt es nicht. Dennoch gelingt es dem Film, auch mich als Erwachsenen mitzunehmen und königlich zu unterhalten. Wenn Archimedes seinen Lachflash bekommt und fast aus dem Turm fällt, kann ich auch heute noch von Herzen mitlachen. Merlins Zaubereien, die vielleicht nicht immer so glücklich enden, wie er sich das erhofft, sind auch jetzt noch liebevoll gestaltet und unterhaltsam anzusehen. Und was die Artus-Sage betrifft: Der Stoff geht bei mir immer, auch wenn am Ende ein kleiner Junge namens Floh, der zuvor ein Fisch, ein Eichhörnchen und ein Vogel gewesen ist, am Thron sitzt und von einem weißbärtigen Zauberer in Bermuda-Shorts beraten wird. Manch ein Zauber hält auch lange nach der Kindheit an.


7,5
von 10 Kürbissen