Glück aus dem Blickwinkel des Mannes (1965)

Regie: Agnès Varda
Original-Titel: Le Bonheur
Erscheinungsjahr: 1965
Genre: Liebesfilm, Drama
IMDB-Link: Le Bonheur


Mag ein Apfel noch so schön glänzen, es kann immer noch der Wurm drin stecken. Das dachte sich wohl auch Agnès Varda mit ihrem Film „Le Bonheur“, der bei uns als „Glück aus dem Blickwinkel des Mannes“ oder einfach nur „Das Glück“ lief. Denn vordergründig ist François ein wahrlich glücklicher Kerl. Verheiratet mit einer bezaubernden Frau, gesegnet mit süßen Kindern, sonntags schläft man auf einer Wiese unter einem Baum, das Geschäft läuft gut, die Verwandtschaft ist auch zu ertragen, alles pipifein. Die Bekanntschaft der nicht minder attraktiven Émilie während eines Außendienstes vergrößert das Glück sogar noch, denn wenn es schon so wundervoll ist, eine Frau zu lieben, dann ist es ja doppelt so schön, gleich zwei solch bezaubernde Frauen an seiner Seite zu wissen. Noch dazu, wenn sich Émilie gleich bereitwillig mit der Rolle als Geliebte abfindet, die sich gar nicht erst in die Ehe einmischen möchte. Thérèse, die Ehefrau, muss indessen nichts vom außerehelichen Gspusi wissen, man(n) ist ja feinfühlig. Sie hätte zwar sicherlich Verständnis dafür, dass ihr Mann nun einfach doppelt so viel liebt, an der Liebe zu ihr ändert sich schließlich nichts, aber man will ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Also tanzt François nun eben von der Einen zur Anderen. Die Sonne scheint, die Blumen leuchten pastellfarben, die Kinder spielen fröhlich im Park, und während Thérèse liebevoll pflichtergeben im Bett ist, bringt Émilie mehr Feuer in die körperlichen Angelegenheiten – und beides fühlt sich gut an. Ach, glücklicher François! Doch als er eines Tages (doch recht bereitwillig) seiner Frau gegenüber mit der Wahrheit herausrückt, stellt sich heraus, dass diese trotz des Überschwangs ihres Göttergatten dieses Glücksgefühl nicht so einfach teilen kann. Dumm gelaufen irgendwie. Und da ist er nun, der Wurm im glänzenden Apfel. Und der schaut nun heraus aus dem Wurmloch, sagt laut „Grüß Gott“ und lässt Agnès Varda auf eine sehr bissige Weise über das männliche Selbstverständnis herziehen. Dabei taucht sie die Bilder weiterhin derart konsequent in frühlingshafte Pastellbilder, dass man den Schrecken fast übersieht. Aber eben nur fast.

 


7,5
von 10 Kürbissen

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