Regie: Joanna Hogg
Original-Titel: The Souvenir
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Drama, Liebesfilm
IMDB-Link: The Souvenir
Eine Swinton fällt nicht weit vom Stamm. Es ist keine Überraschung, dass Tilda Swintons Tochter Honor Swinton Byrne ebenfalls mit dem Talent zum Schauspiel gesegnet ist. Das kommt Joanna Hogg für ihren Film „The Souvenir“ sehr entgegen, denn sie weiß, dass sie sich darauf verlassen kann, dass Swinton Byrne zusammen mit Tom Burke trägt. Die beiden spielen ein eher ungleiches Paar: Sie, Anfang zwanzig, studiert an der Filmhochschule und wirkt zunächst mal schüchtern und naiv (ein Alter Ego der Regisseurin selbst, die mit diesem Film ihre künstlerischen Anfänge auf die Leinwand bringt). Er, deutlich älter, arbeitet für ein Ministerium und hat neben polierten Manieren, einen erlesenen Musikgeschmack und viel zu viel Geld auch ein Drogenproblem. Da findet zusammen, was nicht zusammen gehört – und doch scheint es irgendwie zu funktionieren. Genauso wie Hoggs Film: Man weiß gar nicht so recht, woran es liegt, dass der Film funktioniert, aber er tut es. Und das, obwohl die Story selbst recht dünn ist, obwohl die Dialoge manchmal etwas artifiziell wirken, obwohl der Film da wegschneidet, wo es für den Zuseher interessant zu werden beginnt. Andererseits ist gerade diese Beiläufigkeit die wohl größte Stärke von Joanna Hogg. Wenn sie von einer Venedig-Reise erzählen will, dann reicht es ihr aus, einmal kurz das Panorama der Lagunenstadt zu zeigen und dann eine kurze Sequenz in einem mondänen Hotel in einem Palazzo, und man weiß eigentlich alles über die Reise, was man wissen muss. Venedig halt, eine Reise mit Höhen und Tiefen, nicht die versprochene Verheißung, aber eh okay. Und so geht Hogg mit fast allen Situationen um. Selbst das Drogenproblem des Geliebten wird mit Ausnahme von einer einzigen (dafür sehr bedrückenden) Szene nur indirekt erzählt. Zugegeben, ich bin nur noch unschlüssig, ob ich diese Art und Weise zu erzählen mag. Über die Laufzeit von zwei Stunden hat sich auch die eine oder andere Phase der Fadesse eingestellt, die dann wieder durchbrochen wurde von einer plötzlich auftauchenden genialen Szene. Eines ist aber klar: Joanna Hogg hat für sich eine sehr außergewöhnliche filmische Sprache mit hohem Wiedererkennungswert gefunden. Und wenn die geplante Fortsetzung des Films in die Kinos kommt, werde ich mir diesen Film mit Sicherheit ansehen, um mein Bild von dieser Regisseurin zu schärfen.
6,5
von 10 Kürbissen
(Foto: CROSSING EUROPE Filmfestival)
Ein Kommentar