Once Upon a Time … in Hollywood (2019)

Regie: Quentin Tarantino
Original-Titel: Once Upon a Time … in Hollywood
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Drama, Komödie
IMDB-Link: Once Upon a Time … in Hollywood


Bei Durchsicht meiner Bewertungen aller Quentin Tarantino-Filme habe ich festgestellt, dass mit Ausnahme von „Four Rooms“, zu dem Tarantino selbst aber nur eine Episode von vier beigesteuert hat, kein einziger Film weniger als 8 Punkte von mir bekommen hat. Quentin und ich – das geht klar. Und kein Wunder, ist Tarantino vielleicht der größte Filmnerd unter den Filmemachern überhaupt. Was liegt also näher als ein Tarantino-Film über Hollywood? Dabei wirft er zwei absolute Schauspielkapazunder in den Ring: Leonardo DiCaprio spielt den Western-Star Rick Dalton, dessen Karriere allmählich in Richtung B-Movies rutscht, und Brad Pitt gibt seinen wortkargen Stuntman und Kumpel Cliff Booth. Und allein schon das Spiel dieser beiden, vor allem von Brad Pitt, ist das Eintrittsgeld wert. Auch in den Nebenrollen ist der Film exquisit besetzt, aber das kennt man ja von Tarantino. Jedenfalls tummeln sich auch noch Margot Robbie, Al Pacino und Emile Hirsch auf der Leinwand, und gelegentlich laufen Bruce Dern, Kurt Russell, Dakota Fanning, Luke Perry, Timothy Olyphant, Michael Madsen und viele mehr durchs Bild. Wenn Tarantino ruft, kommen sie alle. Aber wie ist nun der Abgesang auf eine goldene Hollywood-Ära, die mit der Ermordung von Sharon Tate und weiteren Opfern durch Mitglieder der Manson Familie eine blutige Zäsur hinnehmen musste? Die Stimmen sind ja durchaus geteilt. Ich halte aber „Once Upon a Time … in Hollywood“ für ein weiteres Meisterwerk. Vor allem der Schluss ist vielleicht das Beste, was ich jemals von Tarantino gesehen habe – und die Zahl legendärer Szenen aus seinen Filmen ist Legion. Zwischendurch braucht man, was für Tarantino tatsächlich eher unüblich ist, auch mal Sitzfleisch und muss akzeptieren, dass die Handlung selbst schon arg dünn ist. Aber Tarantino steht auch weniger für ausgefeiltes Storytelling, sondern mehr für das Einfangen von Stimmungen und ein Feuerwerk von Zitaten und Querverweisen, an denen Filmhistoriker noch jahrelang beschäftigt sein werden. Und genau das liefert er mit „Once Upon a Time … in Hollywood“ einmal mehr ab. Fazit: Großartig.


8,5
von 10 Kürbissen

6 Kommentare

  1. Ich fand ihn deshalb so kurzweilig und gelungen, weil er diesmal keinerlei Erwartungen erfüllen will :
    wir sehen also einen jammernden Westernhelden und seinen stoischen Stuntmen als schönstes Leinwandpärchen seit langem : nein, sie vögeln keine einzige (!) geile Tussi und schimpfen pausenlos über die gar nicht so coolen Hippies. Sharon Tate ist ein blondes Dummchen, Bruce Lee ein arroganter Sack. Wir erfahren nichts über Charles Manson und schon gar nicht sehen wir das so erhoffte, minutiös inszenierte Massaker, stattdessen aber zermanschte Frauenköpfe… Quentins Vision ist eine reaktionäre Liebeserklärung an das alte, versoffene, qualmende, männliche Hollywood – und damit tut sich unser MeToo-Zeitalter natürlich schwer.

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